Spürhunde am Zoll : Die Supernasen
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Ausbildung an der Hundeschule kostet 20.000 Euro
Was verdächtig ist, lässt sich daher pauschal nicht sagen. Ein paar Grundregeln gibt es aber: Wer aus Süd- oder Mittelamerika kommt, muss damit rechnen, dass Drogenhunde am Aufgang des Flugzeugs stehen und das Gepäck abschnüffeln. Uno und die anderen Artenschutzhunde kommen bei Flügen aus Afrika und Asien zum Einsatz. Auch Kurzstreckenflüge können verdächtig sein, zum Beispiel wenn der Flug von London nach Frankfurt für viele Passagiere der Anschluss an einen Überseeflug ist und die Umsteigezeit in London kurz bemessen ist. Früher fanden die Hunde pro Jahr ungefähr eine Tonne Drogen. Heute sind es nur noch rund 100 Kilogramm. Es hat sich herumgesprochen, dass Zollhunde gute Arbeit leisten. Das schreckt ab.
Hunde haben einen feinen Geruchssinn: je länger die Hundeschnauze, desto besser das Riechvermögen. Der Mensch hat etwa fünf Millionen Riechzellen, ein Dackel 125 Millionen, ein Schäferhund 220 Millionen. Gutes Training macht die Zellen noch leistungsfähiger. Etwa anderthalb Jahre dauert die Ausbildung. Uno, Sarah und Aki waren in der Schule in Neuendettelsau bei Nürnberg. Pro Hund belaufen sich die Kosten auf 20.000 Euro. Dieses Geld hat Uno in seinem neunten Dienstjahr für den Zoll schon hundertfach wieder hereingeholt.
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Mehr erfahrenIn der Ausbildung lernen die Hunde erst den Geruch verschiedener Substanzen in Reinform kennen. Für den Drogenhund sind die Basics: Heroin, Kokain, Haschisch, Marihuana, Amphetamin, Opium, Crystal Meth. Artenschutzhunde haben ein größeres Portfolio: Dazu gehören Federn, Eier, Pelze, Tierhäute und Tierpanzer. Hunde lernen am besten im Spiel. Die Spielzeuge stellen die Zöllner selbst her. Sie perforieren Wasserleitungsrohre und Rohlinge für Coca-Cola-Flaschen und legen die sicher verpackten Geruchsproben hinein. Diese Gefäße halten die Bisskraft von einer Tonne pro Quadratzentimeter aus. Sobald der Hund die verschiedenen Substanzen auseinanderhalten kann, kommt Schwierigkeitsstufe zwei: Der Duft wird mit Fremdgerüchen vermischt – etwa Kokain mit Schokolade. Im letzten Ausbildungsabschnitt wird den aktiven Spürhunden beigebracht, die Beute aus Koffern, Kisten oder Plastiktüten herauszuholen. Die passiven Hunde müssen lernen, ihren Spieltrieb in den Griff zu bekommen.
Die Mysterien der Spürnasen
Geruchsmoleküle übertragen sich nach einiger Zeit auf die Verpackung. Einen in Plastik eingeschweißten Pumazahn zu finden ist für Uno leicht, weil das Plastik innerhalb weniger Stunden auch nach Raubtier riecht. Was den Hunden die Arbeit am Flughafen erleichtert, ist der rabiate Umgang des Bodenpersonals mit den Gepäckstücken. Durch den Aufprall der Koffer auf dem harten Betonboden der Flughafenhalle werden die Duftstoffe freigesetzt.
Seit 20 Jahren leitet Dieter Keller die Ausbildung der Spürhunde am Frankfurter Flughafen, seit 35 Jahren arbeitet der Zöllner mit Hunden. Aber auch für ihn bleibt einiges ein Mysterium. Zum Beispiel, warum die Hunde Drogenkuriere, die Kondome mit Rauschgift verschluckt haben, unter den Reisenden entdecken. „Vielleicht spüren sie die Nervosität der Leute“, sagt Keller. Aber auch andere Reisende sind nervös, aus unterschiedlichen Gründen. Früher waren die Kuriere oft auch für die Zöllner leicht zu entdecken: Sie standen mit rotem Hut, in einem schlecht sitzenden Anzug, mit einer Zeitung unterm rechten Arm, in der Ankunftshalle. So ungeschickt stellen sich Schmuggler heute nicht mehr an.