Beruf? Tiere töten
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Legehennen in Niedersachsen: Es ist keineswegs so, dass die Seuchenbekämpfer die nächste Seuche heimlich herbeisehnen. Bild: dpa
Wenn Vogelgrippe oder Schweinepest auftreten, greift der Mensch zum letzten Mittel: Er lässt Tiere keulen. Was genau heißt das – und wer übernimmt den Job?
Das hätte man auch nicht gedacht: dass man in Deutschland, seiner natürlichen Heimstatt, eines Tages das Wurstbrot zum Feind erklären würde. Schuld daran ist die Afrikanische Schweinepest, die sich seit einigen Jahren von Osten her in Europa ausbreitet und bald auch Deutschland erreichen könnte – und zwar, so wird befürchtet, durch mit dem Fleisch infizierter Tiere belegte, achtlos weggeworfene Wurstbrote, die sich dann womöglich umherstreifende Wildschweine schmecken lassen. Und als wäre das nicht Gefahr genug, ist soeben die fast schon vergessene Vogelgrippe nach Deutschland zurückgekehrt: In Nordfriesland, auf der Hallig Süderoog, hat man im März ein Virus des Subtyps H5N6 in einer Geflügelhaltung nachgewiesen. Alle Hühner, Puten, Enten und Gänse, die noch nicht an der Seuche verendet waren, mussten – wie in solchen Fällen vorgeschrieben – gekeult werden.
Seine Sprache hilft dem Menschen, wenn er Dinge nicht allzu nah an sich heranlassen möchte. Das Seltsame an dem Begriff „Keulen“ ist, dass er gar nicht die typischerweise durch Euphemismen ausgelöste emotionale Distanz schafft. Keulen, das klingt brutal und archaisch, und die Vorstellung, es würden Herden von Tieren blutig niedergeknüppelt, ist entsetzlich. Das Töten hingegen, das mit dem Begriff Keulen umschrieben wird, nämlich das vorsorgliche Töten von Tieren, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern, soll ganz anders sein: schnell, effektiv, schmerzfrei, sicher.
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