Südkorea : Duftangriff auf die Wähler
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Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Myung-bak versprühen das Parfum Bild: REUTERS
Die Wahlkampfstrategen des südkoreanischen Präsidentschaftskandidaten Lee Myung-bak haben einen Duft entwickeln lassen, der ihn zum Sieg führen soll. Wenn das Gedächtnis der Wähler bis Mittwoch reichte, hätte der Politiker gute Chancen.
Der Präsidentenwahlkampf in Südkorea ist in diesem Jahr reichlich schmutzig ausgefallen. Da kann ein wenig Wohlgeruch nicht schaden. Das dachte sich wohl jemand aus dem Umfeld des konservativen Kandidaten Lee Myung-bak. Er ließ von einem koreanischen Auszubildenden bei Chanel in Paris im Sommer einen speziellen Duft entwickeln, wie die Zeitung „Joongang“ berichtet. Lavendel und Blumendüfte sollen den Favoriten auf den Wahlsieg als Charismatiker erscheinen lassen, das Sanfte im Parfum an den Familienvater erinnern.

Redakteur in der Politik, zuständig für „Politische Bücher“.
Der versierte Werbefachmann hinter dem ganzen Projekt wünscht sich, dass die Damen und Herren Wähler Hoffnung, Vertrauen, Leidenschaft und den Geruch des Sieges spüren mögen, wenn sie Lee Myung-bak sehen. Deshalb wird das Gebräu bei Wahlversammlungen versprüht. Und auch der Kandidat, der anfangs von der Aktion gar nichts wusste, sieht sich dem Duft ausgesetzt. Es wird berichtet, seine Nase habe Gefallen an dem Geruch gefunden. Die Strategen versprechen sich von der Duftattacke, dass die Wähler ihren Kandidaten länger positiv in Erinnerung behalten.
Bei Wahlsieg: Parfum-Souvenir
Wenn das Duftgedächtnis bis Mittwoch reichte, wäre dem Lee-Lager schon geholfen. Das ist der Tag der Entscheidung. Und an diesem Tag soll der Duft dann auch in den Wahllokalen in der Luft liegen. Nach einem möglichen Sieg des Kandidaten Lee, aber erst dann, soll das Parfum vielleicht als Souvenir an die Mitglieder der „Großen Nationalpartei“ abgegeben werden. Lees Sprecher, schon von Amts wegen ganz betört von seinem Kandidaten, sagte dieser Zeitung, von dem eigens entwickelten Spezialduft habe er zwar gehört. Aber eigentlich sei er mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Wer zu nahe an diesem Wahlkampf ist, der riecht wohl wirklich vor allem Schmutz. Die Parteien streiten sich gerade noch hingebungsvoll - mit Worten und mit Fäusten - über die Einsetzung eines Sonderermittlers, der sich den duften Kandidaten Lee Myung-bak und dessen vergangenen Umgang mit Geld noch einmal genau ansehen soll.