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Spaniens erste kulinarische Universität : Baskischer Brei in San Sebastián

  • -Aktualisiert am
Das Gebäude in Form aufeinander gestapelter Teller ist ganzer Stolz des „Basque Culinary Center”

Das Gebäude in Form aufeinander gestapelter Teller ist ganzer Stolz des „Basque Culinary Center” Bild: dpa

Das „Basque Culinary Center“ ist die erste kulinarische Universität Spaniens. Die Eröffnung hatte jedoch auch einen bitteren Beigeschmack.

          2 Min.

          Da kamen die baskischen Sterneköche zusammen – und ein paar ihrer hinterwäldlerischen Politiker verdarben den Brei. Anlass war die Einweihung der ersten kulinarischen Universität Spaniens in San Sebastián, die mit internationalem Anspruch „Basque Culinary Center“ (BCC) genannt wird. Ehrengäste und Taufpaten waren Kronprinz Felipe und seine Frau Letizia. Doch weil die Vertreter der Monarchie in den Augen der radikalen Separatisten Symbole der „Negation des baskischen Volkes“ darstellen, blieben der neue Bürgermeister von San Sebastián, Juan Karlos Izagirre, und der Provinzregierungschef von Guipúzcoa, Martín Garitano, der Eröffnungsveranstaltung fern.

          Die beiden gehören der Bildu-Partei an, die vor den letzten baskischen Kommunalwahlen zunächst als neuer „politischer Arm“ der Terrororganisation Eta vom spanischen Obersten Gericht verboten, dann aber – auf Druck der Regierung Zapatero – trotz ziemlich eindeutiger Beweislage vom Verfassungsgericht doch noch zugelassen wurde. Bildu wurde zur stärksten politischen Kraft im spanischen Baskenland und regiert seit Mai in San Sebastián und Guipúzcoa. Der Bürgermeister und der Provinzregierungschef, die sich als integrationsbereite „Europäer“ in einem künftigen unabhängigen baskischen Staat gerieren, haben sich seit ihrem Amtsantritt vor allem darauf spezialisiert, in den Amtsstuben die Porträts des Königs abzuhängen und die spanische Flagge nicht aufzuziehen.

          Starköche bilden Beraterkreis des Direktors

          Der sozialistische baskische Ministerpräsident Patxi López bedauerte in Anwesenheit des Prinzenpaares, dass die Bildus offenkundig nicht „auf der Höhe der Zeit“ seien. Der Vorsitzende der konservativen Volkspartei, Antonio Basagoiti, tröstete die Düpierten derweil: Sie hätten durch die Nichtbegegnung „gar nichts verpasst“.

          Ehrengäste und Taufpaten der kulinarischen Universität sind Spaniens Prinz Felipe und seine Frau Letizia
          Ehrengäste und Taufpaten der kulinarischen Universität sind Spaniens Prinz Felipe und seine Frau Letizia : Bild: dpa

          Ansonsten war die Stimmung aufgeräumt, als das fünfstöckige Gebäude – entworfen im Stil aufeinander gestapelter Teller – eröffnet wurde. Da waren die drei Starköche Juan Mari Arzak, Pedro Subijana und Martín Berasategi, die San Sebastián allein zu neun Michelin-Sternen verholfen haben. Sie zählen mit Andoni Luis Aduriz und anderen baskischen Küchenmeistern zum Beraterkreis des neuen Universitätsrektors Iosu Zabala. Dieser kann sich darüber hinaus auch auf spanische und internationale Größen wie den Katalanen Ferran Adrià, den Briten Heston Blumenthal oder den Dänen René Redzepi stützen.

          Die Elite über den Kochtöpfen

          Das BCC vereinigt eine Fakultät für Gastronomiewissenschaften und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Die Akademie beginnt ihre Arbeit mit knapp 60 spanischen und ausländischen Studenten, die in vier Jahren mit einem Diplom für Gastronomie und kulinarische Künste in die Welt der Kochtöpfe entlassen werden sollen. Auf dem Weg sollen sie in ihrer Hochschule die Kantine betreiben, später dann ein Gourmetrestaurant.

          Die baskischen Sterneköche atmen im Übrigen leichter, seit Eta zu Jahresbeginn einen „permanenten Waffenstillstand“ ausrief und ankündigte, fortan keine erpresserische „Revolutionssteuer“ mehr einzutreiben. Denn Arzak, Berasategi und andere waren in das Visier der allzeit geldbedürftigen Terrororganisation geraten. Sie mussten einmal sogar in einem Gerichtsverfahren versichern, dass sie niemals etwas an Eta gezahlt hätten. Das war noch zu den nicht allzu lange zurückliegenden finsteren Zeiten, als es nach manchem Mordanschlag im Baskenland bittersüß hieß: „Aber man isst hier sehr gut.“

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