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42 Tage Hitzewelle : Spanien erlebt das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

Im Juli in Madrid: Ein Mann sucht bei über 40 Grad Schutz hinter einer Mauer. Bild: dpa

Tausende Hitzetote, verheerende Waldbrände, leere Wasserspeicher: 2022 war für Spanien das wärmste und eines der trockensten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und nächstes Jahr könnte es genauso weitergehen.

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          Das neue Jahr begann in Spanien, wie das alte Jahr zu Ende gegangen ist. Am Neujahrstag wurden in der nordspanischen Stadt Bilbao 25,1 Grad gemessen. So warm war es dort noch nie im Januar. Normalerweise ist das die durchschnittliche Temperatur im Juli. Schon während des vergangenen Jahres war auf der Iberischen Halbinsel ein Temperaturrekord nach dem anderen gebrochen worden.

          Hans-Christian Rößler
          Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid.

          2022 sei „das wärmste und eines der trockensten“ Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als hundert Jahren, teilte der staatliche Wetterdienst Aemet in seinem Rückblick mit. Zum ersten Mal ist in einem Jahr die Durchschnittstemperatur von 15 Grad überschritten worden. Nur die Monate März und April sind nicht wärmer als normal gewesen. Besonders heiß waren dagegen Mai, Juli und Oktober.

          Schon der 21. Mai war der wärmste Mai-Tag auf der spanischen Halbinsel seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nach der frühen Sommerepisode begann wenig später die früheste Hitzewelle seit 1981 – die Sommer beginnen immer früher und dauern immer länger. Die Temperaturen stiegen in den aufeinander folgenden Hitzewellen bis Oktober in weiten Teilen des Landes tagelang auf über 40 Grad. Nach Angaben von Aemet herrschten in den Sommermonaten insgesamt 42 Tage – das ist fast die Hälfte der Sommertage – Bedingungen einer Hitzewelle mit tropischen Nächten.

          Mehr als 5000 Hitze-Tote

          Laut einer neuen Studie von Wissenschaftlern des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC), der Universität Valencia und weiterer Forschungseinrichtungen gab es zwischen Juni und August mehr als 12.000 Todesfälle. Davon sind demnach mehr als 5300 auf die Auswirkungen der extremen Hitze zurückzuführen. Das spanische Gesundheitsministerium hatte bisher niedrigere Zahlen genannt.

          Verheerende Waldbrände erfassten zugleich Spanien und das Nachbarland Portugal, wo die Temperaturen auf mehr als 47 Grad stiegen. „Spanien brennt“, titelten die Zeitungen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten hatte Spanien keine Brandwelle von solchem Ausmaß erlebt. 2022 brannten in der Europäischen Union 786.049 Hektar, wie aus den Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) hervorgeht.

          Liédena in Nordspanien im Juni: Waldbrände erleuchten die Nacht.
          Liédena in Nordspanien im Juni: Waldbrände erleuchten die Nacht. : Bild: dpa

          39 Prozent davon entfallen auf Spanien, wo mehr als 450 größere Feuer gezählt wurden. Mit fast 310.000 Hektar hatte es keinen anderen EU-Staat so schlimm getroffen. Darauf folgt Rumänien, an dritter Stelle steht Portugal mit mehr als 104.000 Hektar Fläche. Erst dann kommt Frankreich, wo die Feuerwehr ebenfalls schwer zu kämpfen hatte. Der EFFIS kalkulierte auf der Grundlage von Satellitenbildern auch die CO2-Emissionen, die die Brände hervorriefen. In Spanien waren es insgesamt elf Millionen Tonnen CO2.

          Gegen Ende des Herbsts fing es zwar wieder an zu regnen. Doch die Niederschlagsmengen reichten nicht aus, um das große Defizit auszugleichen: 2022 war eines der trockensten Jahre, nur 2005 und 2017 fiel noch weniger Regen. Nach Angaben des Umweltministeriums waren die Stauseen Ende Dezember zu 43 Prozent gefüllt. Das war deutlich weniger als der Zehnjahresdurchschnitt von 53 Prozent.

          Barcelona und große Teile Kataloniens schränkten deshalb Ende November ein weiteres Mal die Wassernutzung ein. Damit das Trinkwasser für die Menschen reicht, dürfen Pools nicht mehr gefüllt und keine Autos mehr gewaschen werden. Öffentliche Brunnen wurden zum Teil abgeschaltet, auch die Landwirtschaft muss mit weniger Wasser auskommen. Nur mithilfe der Meerwasserentsalzungsanlagen ließ sich Schlimmeres verhindern.

          Wegen der niedrigen Pegelstände konnten lange Zeit die meisten Wasserkraftwerke nicht laufen, während der Strombedarf in die Höhe schnellte, da die Klimaanlagen fast ununterbrochen in Betrieb waren. Im Sommer wurde so viel Gas für die Stromerzeugung verbrannt wie sonst nie um diese Jahreszeit.

          Seit Dienstag hat eine Kaltfront große Teile Spaniens erfasst. Aber der Wetterdienst Aemet hält das nur für eine Episode und prognostiziert einen „wärmeren Winter als üblich“, besonders auf den Balearen und den Kanaren sowie im Osten des Landes.

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