Tag 16 : Harmoniedelta im Dschungelcamp-Halbfinale
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Lucas Cordalis und Cosimo Citiolo traten an Tag 16 der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ zur Dschungelprüfung „Creek der Sterne“ an. Bild: dpa
Das Semifinal-Quintett der urwäldlichen Selbstzerstörungs-Gala befindet sich auf der Zielgeraden. Die entpuppt sich als so wild, nass und glitschig, dass so mancher mit dem guten Geschmack kollidiert.
Tag 16 im Dschungelcamp. Die Reihen lichten sich schneller als der Haarkranz von Olaf Scholz. Heute Nacht ist der Traum vom Dschungel-Thron gleich für zwei Camper geplatzt. Kein Wunder, denn immerhin liegen zwei anstrengende Wochen mit infantilem Platzhirsch-Gehabe, vollkommener Selbstüberschätzung und fragwürdigen Äußerungen hinter der Reisegruppe „IBES“. Aber genug von Lucas Cordalis. Es ist Halbfinale, und traditionell geht RTL mit nur drei Finalisten in die Inthronisierungs-Show. Dementsprechend ist klar, dass der Bannstrahl der Zuschauer aus dem Semifinal-Quintett (neben Lucas noch Djamila Rowe, Gigi Birofio, Cosimo Citiolo und Jolina Mennen) mehr als nur einen treffen wird.
Habituell schenken uns die Protagonisten einer Dschungelcamp-Staffel zum Halbfinale von jeher einige Bonmots der intellektuellen Beschaulichkeit. Die Belegschaft im Camp wird ausgedünnt. Gleichzeitig bleibt die Länge einer klassischen Dschungel-Show dummerweise gleich. Das heißt im Kausalitätendilemma der D-Promi-Enklave: Jeder erhält mehr Sendezeit. Während sich in Woche eins noch zwölf wackere Promi-Buschbewohner die inhaltliche Lieferverpflichtung an RTL ressourcen- und nervenschonend teilen konnten, bleibt die gesamte Dramaturgieerwartung inzwischen nur noch an den fünf Voting-Überlebenden hängen, die nach zwei Wochen voller Entbehrungen, Essensentzug und Lucas Cordalis langsam in einen Zustand der totalen geistigen Lethargie wegdämmern.
Lebensweisheiten vom Sinnfluencer
Das erste so entstandene Kleinod von einem Sprachbild für die Dschungel-Ewigkeit kommt von Gigi: „Der Weg bis ins Halbfinale hatte nicht nur eine Stufe, der hatte ein ganzes Treppenhaus.“ Wenn es für Etagen-Statiker Gigi in der Trash-TV-Karriere mal stocken sollte, kann er mit seinen Lebensweisheiten immer noch Sinnfluencer bei Studi VZ werden. Geheim-Nichtfavorit Lucas unterrichtet die Dschungelcamp-Fangemeinde unterdessen, er würde nur sich selbst mit der Dschungelkrone sehen – keinen anderen.
Um ein wenig von der Selbstzerstörungs-Gala abzulenken, bei der sich der Ehemann von Daniela Katzenberger in Echtzeit zu Deutschlands unangenehmstem Egozentriker radikalisiert, spendiert RTL in einem Anfall spontaner Großzügigkeit den Halbfinalisten ihre aufgrund von Regelverstößen vor einiger Zeit einkassierten Luxusgegenstände. Zumeist schlafunterstützende Kissen. Cosimo freut sich in kindlicher Totaleuphorie über ein Deo und Papis Loveday über eine Plüsch-Schlange von der Länge des Gotthard-Tunnels. Oder wie Gigi und Cosimo sagen würden: Galleria stradale del San Gottardo. Irgendwie klingt auf italienisch immer alles wie ein köstliches Dessert.
Praktisch nackt im Schaumbad
Viel Zeit, sich über zurückgewonnenen Luxus zu freuen, gönnt Gigi sich nicht. Er nutzt die Gelegenheit, um tiefschürfende Geheimnisse aus seiner Dschungelzeit zu offenbaren: „Am Anfang habe ich mir gedacht, dieser Ort ist verflucht.“ Dann merkt er: Das ist nur Lucas Cordalis. Ein Glück, dass Televoting-Agenturen auch am Wochenende arbeiten, sonst hätte Lucas die anschließende Kult-Dschungelprüfung „Creek der Sterne“ womöglich gar nicht mehr miterlebt. Mit einer triumphalen Mannschaftsleistung holt Team 2023 fünf von fünf Sternen und fährt damit in zehn Minuten mehr Zählbares ein als Schalke 04 in der gesamten Hinrunde. Wer das Spiel „Creek der Sterne“ kennt, der weiß, dass es wild, nass und glitschig zugeht. Eigentlich ein normaler Nachmittag für den Trash-TV-Sexgott Gigi aus Pleidelsheim.
Nach dem Prüfungserfolg erwartet die fünf Zankhähne von der Zoff-Tankstelle im Camp leider kein kulinarisches Verwöhnprogramm, sondern ordinärer Platzregen. Für einige Stunden schüttet es, als hätten sich der Wettergott, Frau Holle und Jörg Kachelmann gleichzeitig gegen die Dschungelcamp-Rumpftruppe verschworen. Womöglich stimmt das, denn anhaltende Wolkenbrüche inspirieren Lucas zu einem reflexartigen Spontankonzert. Wie ein begossener Playback-Pudel steht er im Regenmantel am langsam wegfließenden Lagerfeuer und präsentiert eine Dschungel-Version von „I’m Singing In the Rain“. Schnell fragt sich die Nation: Ist Lucas wirklich hauptberuflich Sänger? Denn das Graupel-Konzert zeigt eindeutig: Lucas singt, wie Tessa Bergmeier argumentiert: Man kann es ertragen, aber keiner will gerne dabei zuhören.
Die Krone der Cordalis
Damit es im Camp nicht zu harmonisch wird, müssen die Halbfinalisten dann im „Rotes/Grünes Blatt“-Spiel begründen, wieso sie Dschungelkönig werden sollen. Cosimo beispielsweise gibt unumwunden zu, er bräuchte das Geld. Gigi sagt, er habe halt Bock. Lucas sagt, er wünsche sich, die Krone zurück in die Familie Cordalis zu holen. Djamila will gewinnen, weil sie „bis zum letzten Atemzug kämpfen möchte“, um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Gleichzeitig ist ihr der Grund von Lucas „zu wenig“. Sie befürchtet, Lucas würde vieles nur tun, „um sein Image rein zu halten“. Im Prinzip spricht Djamila damit stellvertretend aus, was auch die eindeutige Tendenz auf allen Social-Media-Plattformen widerspiegelt.
Lucas lässt derartige Zweifel an der Reinheit seines Charakters selbstverständlich nicht unkommentiert: „Vielleicht fehlt Djamila das Verständnis, sie wuchs ja im Heim auf.“ Da schickt man selbst als überzeugter Atheist umgehend 30 bis 40 Stoßgebete in die Nacht dafür, dass der größte Fan von Lucas Cordalis (Lucas Cordalis) sich einmal zurückhält. Am Ende darf das verkannte Genie Lucas ins Finale, Jolina und Cosimo dagegen müssen den Dschungel so knapp vor dem Finale verlassen.
Dschungelnatter Julian F. M. Stoeckel, mein turbangeschmückter Gossip-Weihnachtsbaum, meldet sich noch in der Nacht empört aus dem Versace-Hotel: „Ich hoffe, Djamila wird Dschungelkönigin. Lucas hat einige Dinge getan, die nicht angemessen für einen Dschungelkönig sind.“ Ob er wirklich richtig liegt, seht ihr, wenn das Licht angeht. Und zwar das von euren TV-Bildschirmen. Sicherheitshalber schaltet ihr am besten schon um 20:15 Uhr ein. Dann läuft das Aufwärmprogramm „Die Countdown-Show“. Bis morgen!