Als hätte ich ein Stück Heimat verloren
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Auch junge Erwachsene leiden, wenn die Ehe der Eltern scheitert. Bild: Jens Bonnke
Nicht nur Kinder, auch junge Erwachsene leiden, wenn die Ehe der Eltern zerbricht. Ihr Vorteil: Sie können sie besser verstehen.
Lea kellnerte gerade in der Pizzeria, in der sie arbeitete, als plötzlich ihr Vater hereinkam und an einem der Tische Platz nahm. Weil er in dem Moment der einzige Gast war, setzte sie sich zu ihm. Und da sagte er mit Tränen in den Augen: „Mama und ich trennen uns.“ Wenn die 24-Jährige, die damals mitten im Abitur stand, heute, sechs Jahre später, an diesen Abend zurückdenkt, sagt sie: „Ich hab ihn in den Arm genommen und dachte: Scheiße, aber man kann es ja nicht erzwingen. Die beiden sollen machen, was sie glücklich macht.“ Wirklich überrascht war sie nicht; ein paar Wochen zuvor hatte sie herausgefunden, dass ihr Vater eine Affäre hatte, und ihrer Mutter davon erzählt. Eine eindeutige Nachricht war auf dem Display seines Handys erschienen.
Janosch, 23, reagierte hingegen völlig entgeistert, als sein jüngerer Bruder ihn im vergangenen Jahr anrief. Er war damals schon zu Hause ausgezogen und schaute gerade eine Serie. Zunächst einmal wunderte er sich, dass sein Bruder das Telefon auf laut gestellt hatte und auch seine jüngere Schwester mithörte. Und dann sagte sein Bruder, der wie auch die Schwester noch bei den Eltern wohnte: „Papa ist von zu Hause weggegangen.“ Janosch erinnert sich: „Ich verstand gar nicht, was er mir sagen wollte; ich antwortete: ‚Der kommt schon wieder zurück‘.“ Doch er sollte sich täuschen.
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