Rückkehr zur Winterzeit : Zeitenwende in Russland
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Zurück zum Winter: Frost an der Lenin-Statue in Jakutsk Bild: AP
Wegen zunehmenden Unmuts unter der Bevölkerung kehrt in Russland die Winterzeit zurück. Dmitrij Medwedjew hatte sie erst im Jahr 2011 abgeschafft.
Russland und Europa rücken, zumindest, was die Zeit angeht, näher zusammen. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete am Dienstag ein zuvor von beiden Parlamentskammern verabschiedetes Gesetz, das die Rückkehr zur Winterzeit am 26. Oktober anordnet. Dmitrij Medwedjew, Putins Statthalter im Präsidentenamt von 2008 bis 2012, hatte 2011 die Winterzeit abgeschafft, wodurch fortan der Unterschied zum übrigen Europa winters drei, sommers zwei Stunden betrug. Er begründete das mit weniger Stress für Menschen und Tiere, man bejubelte mehr „Tageslichtstunden“ und stellte weniger Suizide in Aussicht.
Seinerzeit sah eine Umfrage eine Zustimmung von 73 Prozent für die Neuregelung. Bald freilich lernten die Russen ihre „ewige Sommerzeit“ hassen, die dafür sorgte, dass es im Winter morgens noch länger dunkel war. Ende 2013 hießen nur noch 32 Prozent die Entscheidung Medwedjews gut. Ein Duma-Sprecher sagte vor kurzem: „Lebensqualität geht verloren, es treten Schwäche und Kopfschmerzen auf.“ Die „ewige Sommerzeit“ führe „nicht zu einer sofortigen Katastrophe, aber später bestraft uns die Natur.“ Denn die Russen sähen die Sonne weder auf- noch untergehen. „Unsere Lebensweise muss dem Tagesrhythmus entsprechen.“
Wer daraus Hoffnung schöpfen will, in Russland könnten die Uhren bald auch im übertragenen Sinne wieder anders gehen, der mag noch mehr Zuversicht aus einem Blick auf 2015 ziehen: Während winters der Unterschied zur Moskauer Zeit bei zwei Stunden bleibt, wird er, wenn Resteuropa im Frühjahr seine Uhren neuerlich eine Stunde vorstellt, nur noch eine Stunde betragen. Allerdings hebt das Gesetz auch hervor, dass in den „neuen Subjekten“ Russlands Moskauer Zeit gelten solle: auf der Krim und in Sewastopol.