Mittelmeer : Der Nebel bringt den Appetit zurück
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Cool down: Feinste Wassertröpfchen entziehen beim Verdunsten der Umgebung Wärme. Die Luft wird um fünf bis acht Grad kälter, wie hier im Café „El Beverin“ in Mailand. Bild: Küffner
Sorge am Mittelmeer: Weil die Gäste bei Temperaturen von mehr als 30 Grad den Hunger verlieren, setzen Cafés und Restaurants in mediterranen Städten auf adiabate Kühlung.
Kühlen Kopf bewahren. Das fällt bei Temperaturen von weit mehr als 30 Grad, wie sie gerade am Mittelmeer herrschen, nicht immer leicht. Immer mehr Restaurant- und Bistro-Betreiber sorgen sich ernsthaft um den Appetit ihrer Gäste. Die verschmähen bei der Hitze selbst noch Kaltgerichte, wie den klassischen Vorspeisensalat Caprese oder eine würzige Gazpacho. Umsatzträchtige alkoholische Getränke gehen schon gar nicht. Wasser, mit oder ohne Sprudel, ist gefragt – macht aber die Wirte nicht glücklich, so dass sie dringend Abhilfe suchen: Die bietet die „Nebelkühlung“, wie man sie nicht nur in Städten wie Madrid, Rom oder Mailand immer häufiger rund um die Freisitze von Cafés und Restaurants bestaunen kann.
Nicht jedem, der in den Genuss des niedergehenden Kühlnebels kommt, ist jedoch klar, was mit ihm geschieht. Hauptsache, es kühlt. Doch keine Angst. Es wird kein „giftiges“ Kohlendioxid versprüht, wie so mancher vermutet. Es handelt sich schlicht um Wasser. Um fünf bis acht Grad senken die Nebelanlagen die Lufttemperatur und nutzen dabei das, was man Schülern im Physikunterricht unter dem Begriff „Verdunstungskühlung“ beibringt. Das Prinzip, auch als adiabate Kühlung bekannt, ist der Natur abgeschaut und wird vom Menschen etwa genutzt, wenn er schwitzt. Beim Verdunsten des Schweißfilms wird „überschüssige“ Wärme von der Haut abgeführt.
Bei der Nebelkühlung übernehmen diese Aufgabe feinste Wassertropfen, nur Bruchteile eines Millimeters groß. Sie sind so klein, dass sie, kaum haben sie die Düsen verlassen, aus denen sie unter hohem Druck gepresst werden, verdampfen und dabei der Umgebung Wärme(energie) entziehen. Um eine achtmal acht Meter große Terrasse zu kühlen, benötigt man 30 Düsen, durch die in der Minute etwa ein Liter Wasser strömt. Der Stromhunger der benötigten Pumpe ist etwa so groß wie der eines Staubsaugers.