Paris : Krawalle am Gare du Nord
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Polizisten patrouillieren in der U-Bahn-Station Bild: AP
Nach der Festnahme eines Schwarzfahrers ist es im Pariser Gare du Nord zu stundenlangen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gekommen. Scheiben gingen zu Bruch, Mülleimer in Flammen auf. Auch Reisende wurden Opfer der Krawalle.
Nach der Festnahme eines 33 Jahre alten Schwarzfahrers, der zwei Kontrolleure der Pariser Verkehrsbetriebe geschlagen haben soll, ist es am Dienstag im Pariser Bahnhof Gare du Nord zu Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gekommen.
Dutzende Jugendliche, die den Vorfall beobachtete hatten, folgten den Polizisten mit ihrem Gefangenen. Mit der anrückenden Verstärkung der Polizei und eintreffenden Fernsehteams lud sich die Stimmung immer mehr auf, bis erste Gegenstände in Richtung der Polizisten flogen.
Zerstörungswut
Schließlich hätten rund hundert Jugendliche die Sicherheitskräfte angegriffen, teilte die Polizei mit. Der Metro-Betrieb wurde vorübergehend eingestellt, die Metrostation für mehrere Stunden geschlossen. Die Randalierer schleuderten Plastikflaschen, Blumentöpfe und Dosen in Richtung der in Scharen anrückenden Polizisten. Kontrolleure und Polizisten seien von Projektilen getroffen worden, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Force Ouvrière. Einige Jugendliche wiesen diese Darstellung zurück. Vielmehr habe ein Polizist einen Jugendlichen afrikanischer Abstammung grob behandelt.
Von da an begann eine stundenlange Auseinandersetzung in dem weitverzweigten Bahnhof mit mehreren unterirdischen Ebenen, wobei die Jugendlichen sich immer schnell zurückzogen, wenn ein größeres Polizeiaufgebot eintraf. Einige nutzten metallene Absperrpfosten, um Scheiben von Geschäften einzuschlagen und Getränkeautomaten zu zerstören. An einem Schalter der RATP brach ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht werden konnte.
Lage beruhigt nach Mitternacht
Erst kurz vor Mitternacht sei es der Polizei gelungen, das Untergeschoss des Bahnhofs und die angrenzende Metro-Station zu räumen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Bereitschaftspolizisten mit Helmen, Schlagstöcken und Schilden setzten Tränengas ein, um die Jugendlichen aus dem Gebäude zu treiben, wobei auch unbeteiligte Reisende in dem Bahnhof, der einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Hauptstadt und Endstation für viele Züge aus Deutschland ist, Opfer wurden.
Dutzende Protestierer lieferten sich später mit den Polizisten ein Katz- und Mausspiel in den umliegenden Straßen. Dabei wurden auch Mülleimer in Brand gesetzt. Gegen 1.00 Uhr nachts am Mittwoch beruhigte sich die Lage wieder. Zwei Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe wurden verletzt, mindestens sieben Menschen wurden festgenommen.
„Polizei überall, Justiz ist nirgends“
Einige der protestierenden Jugendlichen skandierten wütende Slogans gegen den früheren Innenminister Nicolas Sarkozy. Dieser war am Montag von seinem Posten zurückgetreten, um sich ganz auf den Wahlkampf für das Präsidentenamt konzentrieren zu können. Sarkozy machte sich einen Namen als Hardliner während der Jugendkrawalle, die 2005 Pariser Vororte und andere französische Städte erschütterten. Kritiker werfen ihm vor, Sicherheitsbedenken der Bürger für seine politischen Zwecke zu schüren.
Andere Randalierer schrieen Parolen wie „Polizei überall, Justiz ist nirgends“ oder „Nieder mit dem Staat, den Bullen und den Chefs“. Viele der an den Ausschreitungen Beteiligten stammten dem Anschein nach aus Einwandererfamilien.