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Vatikan : Papst Franziskus mit Lungenentzündung im Krankenhaus

Mit schmerzverzerrtem Gesicht: Papst Franziskus am Mittwoch nach der Generalaudienz Bild: AP

Erst sprach das Presseamt des Heiligen Stuhls noch von „geplanten Untersuchungen“ in der Gemelli-Klinik. Dann gingen Bilder des offenbar ernst erkrankten Papstes durch die Medien.

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          Das Presseamt des Heiligen Stuhls verbreitete am Mittwochnachmittag noch die Version von angeblich „zuvor geplanten Untersuchungen“ im Krankenhaus, als schon die Aufnahme eines Fotografen der Nachrichtenagentur AFP von Papst Franziskus mit schmerzverzerrtem Gesicht um die Welt ging. Das Foto, welches am Donnerstag auf den Titelseiten der meisten italienischen Zeitungen zu sehen gewesen ist, zeigt den Papst, wie er am Ende der Generalaudienz auf dem Petersplatz beim Besteigen des Papamobils, von einem Leibwächter gestützt, fast aufgefangen werden muss. Die Gesichtszüge des Papstes deuten auf einen starken Schmerz oder ein akutes Unwohlsein hin.

          Matthias Rüb
          Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

          Zuvor hatten Foto- und Videoaufnahmen einen offenbar gut gelaunten Papst bei der Fahrt im Papamobil über den Petersplatz sowie im Gespräch mit Gläubigen und Würdenträgern während der Generalaudienz gezeigt. Doch schon dabei schienen Franziskus die Erschütterungen während der Fahrt über das unebene Pflaster des Petersplatzes zu schaffen zu machen.

          Am Donnerstagmorgen meldete dann der „Corriere della Sera“ unter Berufung auf medizinisches Personal in der Klinik, bei Franziskus sei eine Lungenentzündung diagnostiziert worden. Er habe eine ruhige Nacht verbracht, sei „müde, aber wach“. Nach einer schweren Lungenentzündung im Alter von 21 Jahren war dem heute 86 Jahre alten Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires ein Teil des rechten Lungenflügels operativ entfernt worden.

          Schon mehrere Behandlungen in der Gemelli-Klinik

          Nach übereinstimmenden Medienberichten war der Papst unmittelbar nach dem Abschluss der wöchentlichen Generalaudienz auf Anraten seines persönlichen medizinischen Betreuers, des Pflegers Massimiliano Strappetti, in die Poliklinik „Agostino Gemelli“ im Nordwesten Roms gefahren worden. Der Transport des Papstes erfolgte offenbar nicht liegend in einem Krankenwagen, aber doch in einem Kleinbus mit medizinischer Ausstattung.

          Die Gemelli-Klinik gehört zur Päpstlichen Universität von Santa Croce und verfügt im zehnten Stock über einen Trakt mit vergrößerten Räumen, die als „Papstzimmer“ bekannt sind. In diesen Räumen wurden schon die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. während diverser Klinikaufenthalte behandelt und versorgt. Im Hof des Krankenhauses steht eine große Statue von Johannes Paul II.

          Journalisten am Donnerstag vor der Gemelli-Klinik in Rom
          Journalisten am Donnerstag vor der Gemelli-Klinik in Rom : Bild: Reuters

          Auch Franziskus wurde in der Klinik schon mehrfach stationär behandelt. Im Juli 2021 wurde ihm in einer mehrstündigen Operation in der Gemelli-Klinik ein 33 Zentimeter langes Stück des Dickdarms entfernt. Bei einer histologischen Untersuchung seien keine karzinogenen Zellen festgestellt worden, hieß es seinerzeit. Während seiner Rekonvaleszenz im Krankenhaus zelebrierte Papst Franziskus das Angelus-Gebet vom Balkon seines Krankenzimmers aus. Jüngst deutete er in einem Interview an, abermals Probleme am Darm zu haben. Seit mehr als einem Jahr hat er zudem ein schweres Knieleiden, das ihn meist in einen Rollstuhl zwingt. Eine Knie-OP lehnte Franziskus bislang ab – wie im Vatikan zu hören war, hatte er die Narkose während des Eingriffs am Darm nicht gut vertragen.

          Atemschwierigkeiten und Schmerzen in der Brust

          Wie Vatikansprecher Matteo Bruni am Mittwochabend mitteilte, wird Papst Franziskus „einige Tage“ in der Gemelli-Klinik zur stationären Behandlung einer Atemwegsinfektion verbringen müssen. Alle Termine des Papstes am Donnerstag und Freitag seien abgesagt worden – angeblich um ausreichend Zeit für die schon zuvor geplanten weiteren Untersuchungen zu haben. Nach ersten Tests sei die Atemwegserkrankung diagnostiziert worden, eine Ansteckung mit dem Covid-19-Virus habe sich jedoch nicht nachweisen lassen.

          Zu welcher Behandlung die Ärzte sich entschlossen haben, wurde nicht mitgeteilt. Zu Medienberichten, wonach der Papst beim Abschluss der Generalaudienz nicht nur Schwierigkeiten beim Atmen gehabt, sondern auch über heftige Schmerzen in der linken Brusthälfte geklagt habe, nahm das Presseamt zunächst keine Stellung. Offenbar wurden nach der Aufnahme in der Klinik auch kardiologische Untersuchungen vorgenommen, dabei habe es keine besorgniserregenden Befunde gegeben, hieß es. Schon am Mittwochnachmittag hatten sich Journalisten und Kamerateams vor der Klinik eingefunden, konnten jedoch kaum mehr tun, als ihre Blicke und Objektive auf die erleuchteten Fenster im zehnten Stock zu richten.

          Am Donnerstagmorgen war unklar, ob Franziskus den Palmsonntag am 2. April und dann die Karwoche sowie den Ostersonntag – die wichtigsten Tage im katholischen Kirchenjahr – wie geplant im Vatikan wird zelebrieren können. Vatikansprecher Bruni teilte mit, der Papst sei „berührt von den vielen Nachrichten, die er erhalten hat“, und „dankbar für die Nähe und das Gebet“ zahlreicher Gläubiger. Präsident Joe Biden, der selbst Katholik ist, hatte noch am Mittwochabend nach Washingtoner Ortszeit bei einem Empfang im Weißen Haus dazu aufgerufen, für Franziskus zu beten. Der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, bat die Gläubigen via Twitter um Gebete für eine „schnelle Genesung“ des Heiligen Vaters.

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