Nach Vulkanausbruch bei Tonga : Ölteppiche verschmutzen Strände in Peru und in Thailand
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Einsatzkräfte reinigen einen mit Öl verseuchten Strand an der Küste vor Lima. Bild: Reuters
Die Folgen des Vulkanausbruchs bei Tonga zeigen sich auch in großer Entfernung: In Thailand und in Peru sind Strände durch ausgelaufenes Öl verunreinigt worden. In Lima sammeln die Menschen Haare gegen die Ölpest.
An der Küste von Peru ist als Folge des Vulkanausbruchs bei Tonga deutlich mehr Öl ausgetreten als bisher gedacht. Das peruanische Umweltministerium teilte mit, dass nicht etwa 6000 Barrel (je 159 Liter) Öl ausgelaufen seien, wie zunächst geschätzt, sondern 11.900 Barrel. Der spanische Erdölkonzern Repsol, der die betroffene Raffinerie La Pampilla betreibt, sprach von 10.396 Barrel.
Das Unglück hatte sich beim Entladen eines Tankers ereignet. Hohe Wellen nach der Eruption des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai bei Tonga hätten den Unfall verursacht, hieß es. Öl kontaminiert seither mehr als 20 Strände nördlich der Hauptstadt Lima. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft trieb der Rohölteppich bis zu 140 Kilometer von der Raffinerie in Richtung Norden.
Der zuständige Staatsanwalt warf den Verantwortlichen der Raffinerie vor, zu spät auf die Ölkatastrophe reagiert zu haben. Der Konzern wiederum beklagt, dass die peruanischen Behörden keine Tsunami-Warnung herausgegeben haben. Peru fordert von Repsol eine Entschädigung. Der Firma droht nach Angaben des Umweltministeriums eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 31 Millionen Euro.
Die peruanische Justiz ermittelt gegen vier Vertreter des Konzerns, darunter auch gegen den aus Spanien stammenden Leiter von Repsol Peru, Jaime Fernández-Cuesta Luca de Tena. Sie dürfen wegen der laufenden Ermittlungen 18 Monate lang nicht das Land verlassen. Der unter italienischer Flagge fahrende Tanker hat Auslaufverbot.
Die Staatsanwaltschaft macht Luca de Tena für die "Umweltverschmutzung zum Nachteil des Staates" verantwortlich, ihm drohen bei einem Schuldspruch vier bis sechs Jahre Haft. Die drei weiteren peruanischen Repsol-Manager müssen sich wegen Komplizenschaft verantworten. Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben zudem eine mögliche Mitverantwortung führender Vertreter der peruanischen Aufsichtsbehörden prüfen.
Einsatzkräfte und Freiwillige bekämpfen die Ölpest
Die Madrider Repsol-Zentrale erklärte sich erneut zur "uneingeschränkten" Zusammenarbeit bei allen strafrechtlichen Ermittlungen und der laufenden Vorermittlung bereit. Hauptanliegen sei es jedoch, die Umwelt so schnell wie möglich zu säubern, erklärte der Konzern.
Einsatzkräfte und Freiwillige sind gegen die Ölpest im Einsatz – unter widrigen Bedingungen. „Nach ein paar Minuten hier bekommt man Kopfschmerzen. Rohöl ist ein giftiger Stoff, der Hautreizungen und andere Probleme verursachen kann, wenn er eingeatmet wird“, sagte Diana Reque von Cuerpo General de Paramédicos de Perú, einer Freiwilligenorganisation in Peru, im Gespräch mit der BBC.
Tausende Fische und Seevögel verendeten durch das Öl. Nach Angaben der Nationalen Behörde für Naturschutzgebiete (Sernanp) konnten einige Pinguine gerettet werden. Fischer fürchten um ihre Lebensgrundlage.
Die Stadtverwaltung von Lima hat zu einer Haarspendenkampagne aufgerufen, die zur Reinigung der Strände beitragen soll. Vor Frisörsalons in der Hauptstadt bildeten sich in den vergangenen Tagen teils lange Schlangen. An verschiedenen Stellen innerhalb von Lima sind Sammelstellen eingerichtet worden. Haare haben die Eigenschaft, Fette und Öle aufsaugen zu können. Nichtregierungsorganisationen, die die Haarspenden annehmen, wollen sie in engmaschige Netze stecken, um so Haarfilter herzustellen, die das Öl aufhalten.
Als Folge des Vulkanausbruchs ist auch die Küste der thailändischen Provinz Rayong durch einen Ölteppich verunreinigt worden. Der bei Touristen beliebte tropische Sandstrand Mae Ram Phueng Beach rund 200 Kilometer südöstlich von Bangkok blieb am Samstag für Besucher geschlossen, wie örtliche Medien berichteten. Es werde über einen Monat dauern, den verschmutzten Küstenabschnitt zu reinigen, teilte die thailändische Marine den Berichten zufolge mit.
Im Golf von Thailand waren am Dienstag nach offiziellen Schätzungen rund 50.000 Liter Rohöl aus einem Leck in einer Unterwasser-Pipeline der Star Petroleum Refining Company ins Meer gelaufen. Einen Tag später sei das Ausfließen des Öls gestoppt worden. Der Ölteppich hatte sich über eine 47 Quadratkilometer große Fläche erstreckt, bevor er die Küste von Rayong erreichte, wie örtliche Medien berichteten.
Die Marine und weitere Helfer versuchten nun fieberhaft, die Strände zu säubern und den Schaden einzudämmen, zitierte die „Bangkok Post“ den Generaldirektor der Abteilung für Umweltverschmutzungskontrolle, Atthapol Charoenchansa. Der Einsatz von chemischem Dispersionsmittel in den vergangenen Tagen habe den Schaden möglicherweise gemindert.
Damit seien die Folgen wohl geringer als bei der Umweltkatastrophe von 2013. Damals hatte ein Leck an einer anderen Pipeline eine Ölpest verursacht und Strände in Rayong verschmutzt. Es habe Monate gedauert, die Folgen für die Fischerei und den Tourismus zu beheben.