Deepwater Horizon : Erster Erfolg im Kampf gegen das Öl
- -Aktualisiert am
Feuer und Flamme: An der „Transocean Discoverer Enterprise” wird das aus der sprudelnden Quelle abgeleitete Gas verbrannt Bild: dpa
Nach gut sechs Wochen im Kampf gegen die Ölpest an der Südküste der Vereinigten Staaten haben die Ingenieure einen ersten Erfolg errungen. Dem britischen Energiekonzern BP gelang es am Wochenende, viel von dem Rohöl aufzufangen, das dauernd aus dem leckgeschlagenen Bohrloch tritt.
Wie der Einsatzleiter der staatlichen Hilfskräfte am Golf, der ehemalige Chef der amerikanischen Küstenwache Admiral Thad Allen, am Wochenende mitteilte, konnten mit dem Trichterstutzen, der nach dem Entfernen der defekten Steigleitung auf das Sicherheitsventil am Meeresboden aufgesetzt wurde, täglich rund 6000 Fass Öl (zu 159 Litern) aufgefangen und zu einem Tanker an der Wasseroberfläche geleitet werden.

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.
Nach jüngsten Schätzungen der Küstenwache und unabhängiger Fachleute treten täglich zwischen 12.000 und 25.000 Fass Öl aus dem Bohrloch unter der am 20. April explodierten und zwei Tage später gesunkenen Bohrinsel „Deepwater Horizon“ ins Meer. BP-Chef Tony Hayward behauptete am Sonntag in der BBC, mittlerweile werde „das meiste“ ausströmende Öl aufgefangen.In den kommenden Tagen will BP versuchen, durch das Schließen von Einzelventilen an dem beschädigten Sicherheitsventil am Meeresboden die Menge des aufgefangenen Öls zu erhöhen, möglicherweise auf bis zu 85 Prozent des ausströmenden Rohöls. Das Bohrloch kann aber erst dann vollständig und nachhaltig geschlossen werden, wenn eine von zwei Entlastungsbohrungen frühestens Anfang August in gut 4000 Metern Tiefe unter dem Meeresboden das Bohrloch erreicht.
Gefahr für die Badegäste
Ungeachtet des ersten Erfolgs am Meeresboden nimmt die Umweltkatastrophe an der Wasseroberfläche immer größere Ausmaße an. Inzwischen hat das Öl auch die Küsten der westlich von Louisiana gelegenen Bundesstaaten Mississippi, Alabama und den sogenannten Pfannenstiel von Florida erreicht. Vor allem für den Fremdenverkehr in Florida, der mit jährlich etwa 60 Milliarden Dollar zur Wirtschaftskraft des „Sonnenschein-Staates“ beiträgt, dürften die Berichte von Ölklumpen am populären Strand von Pensacola schwere Folgen haben. Anders als in Louisiana wurden in den westlichen Bundesstaaten aber noch keine Strände geschlossen. Dies soll erst dann geschehen, wenn die Gesundheit der Badegäste akut in Gefahr ist.
Aus Louisiana selbst erreichten die amerikanische Öffentlichkeit Aufnahmen von ölverschmierten Pelikanen und anderen Wasservögeln, die von Helfern nur mit Mühe aus dem dicken Ölschlick herausgezogen werden konnten. Immer größere Gebiete des ökologisch sensiblen Sumpflandes und der Salzmarschen im Mündungsdelta des Mississippi-Flusses werden von dem Öl vergiftet. Inzwischen ist fast ein Drittel der unter Bundeshoheit stehenden Wasserfläche des Golfs von Mexiko für den kommerziellen Fischfang und für Hobbyangler gesperrt.
Weil weder BP noch die Bundesbehörden ausreichend Vorkehrungen für die sich seit Wochen abzeichnende Ölpest an immer größeren Abschnitten der amerikanischen Südküste getroffen haben, wächst unter der Bevölkerung der Zorn auf den Ölkonzern und auch auf die Regierung in Washington. Präsident Barack Obama, der am Freitag zum zweiten Mal binnen einer Woche Louisiana besuchte, sicherte den Bewohnern der von der größten Ölkatastrophe in der amerikanischen Geschichte betroffenen Region abermals seine volle Unterstützung zu. Außerdem forderte er BP zu größeren finanziellen Hilfen und zur raschen Auszahlung versprochener Leistungen auf. „Ich werde an der Seite der Menschen am Golf stehen, bis alles wieder in Ordnung ist“, versprach der Präsident in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache vom Samstag.
Bei BP selbst soll mit einer Neuorganisation im eigenen Haus der Schaden begrenzt werden. Künftig sollten in eigenständigen Organisationen die Maßnahmen im Kampf gegen die Folgen der Katastrophe gebündelt werden, kündigte Konzernchef Tony Hayward an. Derweil wächst die Kritik an Hayward und an BP, weil der Konzern mit einer teuren Werbekampagne in den amerikanischen Medien den erlittenen Imageschaden zu begrenzen versucht, statt sich auf die Bekämpfung der Ölpest zu konzentrieren.