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Polizeibeamte nehmen am Donnerstag an einem Sucheinsatz an einer Bahnstrecke teil. Bild: dpa

Jugendliche vermisst : Wo ist die 16 Jahre alte Julia W.?

Sie nahm keine Zahnbürste mit und stellte beide Handys ab, dann verschwand sie: In Baden-Württemberg wird seit einer Woche die 16 Jahre alte Julia W. vermisst. Die letzte Spur führt zum Bahnhof Kirchheim unter Teck.

          2 Min.

          Am Dienstag vor einer Woche blieb der Platz der 16 Jahre alten Julia W. am Albertus-Magnus-Gymnasium in Stuttgart leer. Seit dem darauf folgenden Mittwoch sucht eine Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizeidirektion Aalen das Mädchen. Die Ermittler suchen mit Hundestaffeln und einem Vermisstenaufruf, Kriminalbeamte be­fragten Lehrer, Eltern und Mitschüler – bislang ohne Erfolg. Weil es wenige Zeugen gibt, gelang es der Polizei noch nicht, ein Bewegungsprofil der Vermissen zu erstellen.

          Rüdiger Soldt
          Politischer Korrespondent in Baden-Württemberg.

          Schon am Abend des 24. Januar hatten die Eltern sich bei der Polizei gemeldet und berichtet, dass ihre Tochter nicht in der Schule gewesen sei und auch am Nachmittag nicht in ihr Elternhaus nach Grunbach zurückgekehrt sei. Das württembergische Dorf liegt im Remstal und ist ein Ortsteil von Remshalden, einer vom Wein- und Obstanbau geprägten dörflichen Region im Nordosten Stuttgarts. Geradstetten, wo auch Boris Palmer aufwuchs, ist ein anderer Teilort von Remshalden.

          Von der Haltestelle Grunbach bis zur Haltestelle Sommerrain, von wo aus das katholische Privatgymnasium zu Fuß innerhalb von fünf Minuten zu erreichen ist, fährt die S-Bahn nur 15 Minuten. Ob Julia W. nach Stuttgart oder Bad Cannstatt weitergefahren ist, wissen die Ermittler noch nicht.

          „Da stimmt etwas nicht“

          Sicher ist, dass sie um 9.17 Uhr in Kirchheim/Teck angekommen ist, weil sie dort von einer Bahnsteigkamera gefilmt wurde: Sie trug einen schwarzen Rucksack und eine mit Fell besetzte dunkle Jacke. „Im Regelfall“, sagte ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Aalen, „liegt einer Vermisstenmeldung ja ein Familienstreit, Krach mit Freunden, eine psychische Erkrankung, ein Schulproblem oder eine zuvor geäußerte Suizidabsicht zugrunde. Das war hier anders. Deshalb war uns klar: Dieser Fall ist außer­gewöhnlich, da stimmt etwas nicht.“

          Wenn Kinder oder Jugendliche vermisst gemeldet werden, kann die Polizei unmittelbar nach der Meldung mit der Suche beginnen, weil eine Kindeswohlgefährdung immer vorliegen kann. Die Polizei begann aus diesem Grund schon am 25. Januar mit einer intensiven Vermissten- und Spurensuche. Warum das Mädchen die Bahn nach Kirchheim nahm und wen sie dort treffen wollte, ist aber bis heute unklar. Ihre beiden Handys waren offenbar ausgeschaltet, anhand der Mobilfunkdaten ließ sich bislang kein Bewegungsprofil erstellen.

          Keine frische Kleidung eingepackt

          Eine Vermutung lautet: Julia W. könnte zwei Tage vor ihrem Verschwinden bei einem Herrenhandball-Spiel in Gerad­stetten eine Bekanntschaft mit einer Person aus der Nähe Kirchheims gemacht haben. „Nur Zufall? Oder ist die 16-Jährige als Zuschauerin beim Spiel gewesen und hat dort vielleicht jemanden aus Lenningen kennengelernt?“, fragt die „Waiblinger Kreiszeitung“. Lenningen liegt an der Bahnstrecke nach Kirchheim/Teck.

          Die Polizei hat dazu keine Erkenntnisse. Sie suchte zunächst mit Hundestaffeln und Hubschraubern die Gegend um Kirchheim ab; seit Dienstag hat sie stärker das Remstal im Blick, also die Region, in der Julias Eltern wohnen. Es gibt keine Hinweise, dass die Schülerin, wie es im Polizeideutsch heißt, „ihren Lebenskreis“ bewusst verlassen wollte – sie hatte keine Zahnbürste oder frische Kleidung ein­gepackt. Von einer Verabredung über einen Messenger-Dienst wie Whatsapp zum Beispiel ist bislang nichts bekannt. „Sie ist bewusst nicht zur Schule gegangen und nach Kirchheim gefahren“, sagt der Polizeisprecher. Was sie dort wollte, müsse ermittelt werden.

          Eine Schlüsselrolle nimmt für die Fahnder ein Mann ein, der sie im Zug oder auf dem Bahnhof gesehen haben könnte. Die Videokameras in Kirchheim filmten neben Julia an der Zugtür einen Mann, der mit dem Handy telefonierte. Er trug eine schwarze Kapuzenjacke sowie eine Jogginghose mit weißen Aufnähern auf den Oberschenkeln. Der Mann hat sich trotz des Zeugenaufrufs noch nicht bei der Polizei gemeldet. Er könnte vielleicht etwas über das mysteriöse Ziel von Julias kurzer Reise der Polizei berichten.

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