„Wir müssen an die Alkoholsteuer ran“
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Im vergangenen Sommer im Frankfurter Grüneburgpark: Erhöhter Alkoholkonsum ist unter Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet. Bild: Maximilian von Lachner
In Deutschland wird der erste Alkohol mit 14 Jahren konsumiert, 1,7 Millionen Menschen sind abhängig. Im Interview erklärt ein Suchtmediziner, warum Alkohol vor allem teuer werden müsse – und warum die Cannabislegalisierung gefährlich ist.
Herr Thomasius, Sie sind Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), ist dafür, das Erwerbsalter für Bier, Wein und Sekt von 16 auf 18 Jahre zu erhöhen. Was halten Sie davon?
Das ist eine gute Frage, die mit Evidenz schwer zu beantworten ist. Unstrittig ist sicher, dass Alkoholkonsum im Jugendalter gefährlich ist, dafür könnte man viele Gründe nennen: Es werden 1,7 Millionen Alkoholabhängige in der Bundesrepublik verzeichnet, mehr als 200 Organschäden können durch Alkohol hervorgerufen werden, und das Rauschtrinken ist unter den Zwölf- bis Siebzehnjährigen in Deutschland viel zu stark verbreitet. Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass 16,4 Prozent der zwölf bis 17 Jahre alten Jungen und 13,1 Prozent der Mädchen in diesem Alter mindestens einmal im Monat Rauschtrinken praktizieren. Fünf Prozent dieser Altersgruppe betreibt riskanten Alkoholgebrauch. Das sind alles viel zu hohe Werte, auch im europäischen Vergleich. Wir nehmen da eine Spitzenposition ein. Es ist überhaupt keine Frage, dass die Prävention in Deutschland dringend gestärkt werden muss.
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