Europas Hochadel am Bodensee : Trauerfeier für Max Markgraf von Baden
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Neuer Chef des Hauses Baden: Bernhard Markgraf von Baden mit seiner Ehefrau Prinzessin Stephanie (rechts) und seiner Mutter Valerie Markgräfin von Baden Bild: dpa
Mehr als 450 geladene Gäste kommen zur Trauerfeier für Max Markgraf von Baden. Unter ihnen sind Fürst Albert II. von Monaco, König Philipp von Belgien und Caroline von Monaco.
Der Himmel über dem Bodensee hellt auf und wird immer blauer, je mehr Trauergäste anreisen. Am Schloss Salem weht die gelb-rote-gelbe Fahne des früheren Herrscherhauses Baden. Die Eingänge der Prälatur sind mit Trauerflor geschmückt, selbst an den aufgereihten Traktoren der markgräflichen Forstbetriebe wehen Trauerfahnen. In den Cafés warten adelige Familien aus ganz Europa auf den Beginn der Trauerfeier für Maximilian Markgraf von Baden. Themen sind die Online-Registrierung zur Trauerfeier, die nicht als ganz standesgemäß empfunden wird, die Temperaturen im Münster, die Qualität des Cappuccinos und der Wert diverser Villen in ganz Europa.
Maximilian Markgraf von Baden starb am 29. Dezember im Alter von 89 Jahren. Die Wurzeln der Familie reichen bis zum Geschlecht der Zähringer zurück. Der Markgraf war bis zu seinem Tod das Oberhaupt seines Hauses. Er wurde am 3. Juli 1933 in Salem als Sohn von Berthold von Baden und von Theodora Prinzessin von Griechenland und Dänemark geboren. Der Großvater des Verstorbenen, Max von Baden, war der letzte Reichskanzler des Kaiserreichs. Maximilians Mutter war auch die Schwester von Prinz Philip. Wegen dieser verwandtschaftlichen Beziehungen ist lange spekuliert worden, ob auch der britische König Charles III. an den Bodensee reisen würde. Am Ende ließ er sich vom monegassischen Fürsten Albert auf der Trauerfeier in der Salemer Münsterkirche vertreten; Prinz Edward ließ sich von Philipp zu Hohenlohe-Langenburg vertreten.
Europas Hochadel reist für Trauerfeier an den Bodensee
Zu den Trauergästen gehören der belgische König, der jordanische Prinz Hassan und Prinz Guillaume von Luxemburg. Der höchste politische Repräsentant ist der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die engsten adeligen Trauergäste treffen sich vor dem Gottesdienst zum Gebet und zu einem Mittagessen in der ehemaligen Prälatur, die meisten wählen dann den kurzen Weg über das Konventsgebäude in die Kirche, gut abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Gegen 13.35 Uhr betritt der belgische König für wenige Minuten den Platz vor der Kirche, um 13.55 Uhr schreitet Fürst Albert ins Kirchenschiff. Vor dem Portal sammeln sich die Messdiener, die evangelischen und katholischen Pfarrer, die Bürgerwehren aus der Region stehen Spalier. Vor der Kirche liegen mehr als 60 Trauerkränze – mit den Farben der Hohenzollern und auch französischer oder spanischer Adelsfamilien.
Die badische Landesbischöfin Heike Springhart erinnert in ihrer Trauerpredigt daran, dass der badische Großherzog bis 1918 zugleich Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Baden war. „Kaum 80 Meter trennen den Ort, an dem Markgraf Max hier im Schloss Salem das Licht der Welt vor fast 90 Jahren erblickte und den Ort, an dem er friedlich an der Seite seiner lieben Frau seinen letzten Atemzug tat“, sagt sie. Salem, das Schloss, der Linzgau – in der Region am Bodensee sei Max „tief verwurzelt“ gewesen. „In einem umgebauten Lancasterbomber war er nach dem Krieg ins schottische Gordonstoun gebracht worden – dort vermittelte ihm der dorthin aus dem Dritten Reich geflohene Kurt Hahn die Salemer Erziehungsziele und das geistige Erbe des Großvaters, Prinz Max.“
Politischen Interessenkonflikten ging er nicht aus dem Weg
Prinz Max und Kurt Hahn hätten den barmherzigen Samariter als Inbegriff einer christlichen Haltung verehrt. Daraus habe sich das pädagogische Programm und Erziehungsziel des Internats Salem ergeben. „Was ist hier und heute zu tun? Worauf kommt es an? Wer ist mein Nächster?“, das seien die Fragen gewesen, die Max in seinem fast 90 Jahre währenden Leben immer gestellt habe. Max Markgraf von Baden ging allerdings auch Streit nicht aus dem Weg, er kritisierte die Schule, als er den Eindruck hatte, die Erziehungsziele würden verwässert.
Auch politischen Interessenkonflikten ging er nicht aus dem Weg. In den Neunzigern waren die Wirtschaftsunternehmen des Markgrafen in Schieflage geraten: Mehrere Unternehmen und wertvoller Familienbesitz mussten verkauft werden. Auch Schloss Kirchberg und das Neue Schloss in Baden-Baden, dessen spätgotische Gebäudeteile aus dem 14. Jahrhundert stammen, konnte die Familie nicht retten. Das Schloss in Baden-Baden ist bis heute nicht saniert und fand durch seine kuwaitischen Besitzerin keine gute neue Nutzung.
2006 gab es dann eine Diskussion über das Erbe des früheren badischen Herrscherhauses: Die Landesregierung wollte für einen dreistelligen Millionenbetrag Handschriften von Bernhard Prinz von Baden, dem Sohn Maximilians, erwerben. Es stellte sich heraus, dass das Kulturgut schon im Besitz des Landes war. Schließlich einigten sich das Land und das Haus Baden auf einen Vergleich: Die Handschriften gingen nun auch formal in den Besitz des Landes über, das Schloss Salem, dessen Sanierung die Familie privat nicht zahlen wollte, wurde Teil der staatlichen Schlösserverwaltung. Der Markgraf und seine Familie bekamen Nutzungsrechte für einen Schlossflügel. Das Land zahlte für das Schloss 60 Millionen Euro und gestand der Familie auch Nutzungsrechte für die Repräsentationsräume zu.
Nach der Predigt im Münster kommt die Trauergemeinde am Freitagnachmittag noch zu einer kleinen Feier in der Zehnscheuer zusammen.