https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/tantra-studios-fallen-unter-prostitution-behoerdliche-erlaubnis-benoetigt-18518069.html

Berliner Verwaltungsgericht : Tantra-Studios fallen unter Prostitution

  • Aktualisiert am

Hände massieren eine Frau (Symbolbild) Bild: picture alliance / imageBROKER

Eine Tantra-Massage ist nach dem Berliner Verwaltungsgericht keine alternativmedizinische Behandlung, sondern Teil einer sexuellen Handlung. Damit brauchen Tantra-Studios eine behördliche Erlaubnis.

          1 Min.

          Tantra-Massagen in einem dafür vorgesehene Studio gelten als sexuelle Dienstleistung. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht (VG) in einem Eilverfahren entschieden. Studiobetreiber benötigen demnach eine behördliche Erlaubnis nach dem Prostituiertenschutzgesetz.

          Mit einem Eilantrag gegen die Pflicht einer solchen Genehmigung hatte sich zuvor ein Tantra-Studio aus Berlin-Charlottenburg an das VG gewandt. Die Betreiberin wollte von dem Gericht festgestellt bekommen, dass sie für ihr Studio keine Erlaubnis benötige. Bei ihren Angeboten handele es sich um „alternativmedizinische“ Behandlungen, die einer gynäkologischen Untersuchung gleichen. Ihr Tantra-Betrieb sei zudem ausgestattet wie der „Wellness- und Spa-Bereich eines Hotels“.

          Sexuelle Handlungen als Teil der Massage

          Die Richterinnen und Richter sahen das anders. Demnach erfülle das Studio die Voraussetzungen, um als Prostitutionsstätte eingestuft zu werden. In dem Tantra-Studio seien sexuelle Handlungen Teil der Massage. Dabei sei auch der Genitalbereich mit einbezogen, beide Beteiligte seien zudem nackt. Nach Ansicht der Richter ziele die Antragstellerin damit bewusst auf „eine sexuelle Erregung ihrer Kundschaft“.

          Gynäkologische Untersuchungen seien damit nicht vergleichbar. Auch müssten Kunden für die Dienstleistung Geld bezahlen. So kostet laut Gericht eine zweistündige Massage im Studio der Antragstellerin rund 200 Euro. Das Prostituiertenschutzgesetz sieht vor, alle Formen bezahlter sexueller Kontakte zu erfassen, „um die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen“, die in dem Berufsfeld tätig sind, umfassend zu schützen. Gegen den Beschluss kann Beschwerde erhoben werden.

          Als Tantra werden verschiedene Strömungen innerhalb der indischen Philosophie bezeichnet, die unter anderem Spiritualität und Sinnlichkeit verbindet. Viele Tantrainstitute bieten Seminare und Workshops an, die oft einen sexualtherapeutischen Anspruch angeben. Kritiker bemängeln, dass es viele unseriöse Anbieter gibt, die unzureichend geschult sind. Sexualtherapeutin Susann Surber sieht in den Dogmen, die von Tantrikern vermittelt werden, ein enormes Potential für Manipulation und Missbrauch, wie etwa im Ausbildungsinstitut Agama Yoga in Thailand, wie sie in einem Interview mit der taz sagt. Bei Agama Yoga sind 2018 zahlreiche Fälle von schwerem Missbrauch bekannt geworden.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.