Neue Biografie erschienen : Stammt Armin Laschet von Karl dem Großen ab?
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In seinem Büro in der Düsseldorfer Staatskanzlei hat Laschet eine Mini-Statue von Karl dem Großen (rechts im Hintergrund) platzieren lassen. Bild: Frank Röth
Armin Laschet bewundert Karl den Großen – aber stammt seine Familie wirklich von dem großen Kaiser ab? Ein Genealoge hält es zumindest nicht für unwahrscheinlich. Doch der Grund dafür ist eher ernüchternd.
Julius Cäsar berief sich auf die göttliche Venus. Der jordanische König Abdullah II. nimmt für sich in Anspruch, direkt vom Propheten Mohammed abzustammen. Und die Familie des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet meint, ihr Stammbaum führe direkt zu Karl dem Großen, dem „Vater Europas“. Jedenfalls meldete das Mitte der Woche die Deutsche Presse-Agentur, unter Berufung auf eine soeben erschienenen Laschet-Biografie.
Viele Fragen stellen sich seither: Ist das der entscheidende Schub für Laschet, der sich im Ringen um den CDU-Vorsitz mit Friedrich Merz und Norbert Röttgen bisher reichlich schwer tut? Schlummert in Laschet, dem freundlich-jovialen Rheinländer, der Killerinstinkt Karls, der Konkurrenten schon mal geblendet und verstümmelt haben soll? Hat Laschet nun endlich seinen Fuß in der Tür zum Kanzleramt?
Laschet und Karl der Große
Leicht nachweisen lässt sich, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ein geschichtsbewusster Mann ist. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2018 zu seinem Antrittsbesuch nach Nordrhein-Westfalen kam, achtete Laschet darauf, dass auch seine Geburtsstadt Aachen in den Tourplan aufgenommen wurde, um dann den höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik durch den Aachener Dom zu führen, wo Karls steinerner Thron steht. Sehr verdächtig!
In seinem Büro in der Düsseldorfer Staatskanzlei hat Laschet eine Mini-Statue von Karl dem Großen platzieren lassen. Der mächtigste Kaiser des Mittelalters war auch ein großer Förderer von Wissenschaft und Kultur sowie eben „Vater Europas“ – womit es naheliegt, dass der überzeugte Europäer Laschet ihn bewundert. Aber gibt es tatsächlich Blutsbande?
Gar nicht so unwahrscheinlich
In der neuen Laschet-Biografie „Der Machtmenschliche“ heißt es, die Laschets sähen sich „allen Ernstes in direkter Abstammung von dem großen Kaiser“. In aufwändiger Detailarbeit habe Armin Laschets jüngerer Bruder Patrick die Stammbäume der Familie zusammengetragen und auf seiner privaten Homepage veröffentlicht. Tatsächlich aber ist die Auflistung gerade nicht ernst, sondern eher als typisch rheinisch-dialektischer Witz gemeint, dem – wer weiß das schon – vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit innewohnt. „Als gebürtiger Öcher (Aachener) möchte man natürlich von Karl dem Großen abstammen, und die Wahrscheinlichkeit ist gegeben. Wer es glauben mag, findet’s hier“, formulierte Patrick Laschet auf der Homepage augenzwinkernd.
Dass die Laschets – wie viele andere Europäer – irgendwie auch von Karl dem Großen abstammen, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Denn viele Herrscher waren außerehelich überaus aktiv. In all den Jahrhunderten gab es zahlreiche Schnittstellen zwischen Adel und einfachem Volk. Als ein Beispiel nennt der Genealoge Manuel Aicher im Online-Portal des „Spiegel“ den Herzog von Württemberg, der mehrere Kinder mit Mägden zeugte. „Wenn Sie von so jemandem abstammen und das nachweisen können, haben Sie den Fuß in der Tür – dann geht das problemlos bis zu Karl dem Großen hinauf.“