Spanisches Königshaus : Royale Bande von Faulpelzen
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Die Kronprinzenfamilie: Thronfolger Felipe, Tochter Leonor und Prinzessin Letizia Bild: dpa
Es läuft gerade nicht so rund im spanischen Königshaus. Erst veröffentlichte die Zeitschrift „El Jueves“ eine Zeichnung, die das spanische Prinzenpaar beim Geschlechtsakt zeigt. Nun unterstellen Kritiker Thronfolger Felipe, ein Faulpelz zu sein - und das Land diskutiert über Krone und Zensur.
Wenn zum Auftakt der politischen Sommerpause in Spanien die Hauptstadt Madrid verödet und König Juan Carlos I. mit seiner Jacht Kreise um Mallorca zieht, ist das die beste Zeit für Attacken gegen die Monarchie. Die erste Breitseite kam diesmal von einem Karikaturisten, der den Kronprinzen Felipe ins Visier nahm. Er zeichnete ihn für die Titelseite der Zeitschrift „El Jueves“ beim Geschlechtsakt mit seiner Frau Letizia und unterstellte ihm ironisch die Absicht, sich die von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero für jeden neugeborenen Spanier verheißenen 2500 Euro verdienen zu wollen. „Wenn du schwanger wirst“, ließ der Zeichner den Prinzen von Asturien sagen, „dann wird es das erste Mal sein, dass ich so etwas Ähnliches wie gearbeitet habe.“
Mit der Beschlagnahme des Blattes auf höchstrichterliche Anordnung an den Kiosken erhob sich prompt ein Sturm von Verfassungsdebatten über Krone und Zensur. Als Verfechter der Meinungsfreiheit profilierte sich besonderes der baskische Senator Iñaki Anasagasti. Der Nationalseparatist aus dem Norden erklärte auf seiner Internetseite die königliche Familie pauschal zu einer „nicht vorzeigbaren Bande von Faulpelzen“, beschwerte sich, dass Juan Carlos gerade auf Staatskosten sein vierzehntes Segelschiff bestellt habe, und fand, dass der „Skandal“ nicht in der „sehr guten“ Karikatur bestehe, sondern darin, dass die Mitglieder der Krone wieder einmal „zwei Monate Ferien“ machten.
Zahmer Bär namens „Mitrofan“
Ein Richter am Nationalen Gerichtshof frischte derweil eher unfreiwillig die Erinnerung an eine Sommergeschichte des vorigen Jahres auf, als er bei der Staatsanwaltschaft nachfragte, was eigentlich aus der Sache mit dem angeblich betrunkenen Bären geworden sei, den der König im vergangenen August irgendwo in Russland erlegt haben soll. Der russische Staatsanwalt hat das Verfahren längst eingestellt und behauptet, es habe nie eine Jagd gegeben, an der Juan Carlos teilgenommen habe. Also könne er auch den zahmen Bären namens „Mitrofan“, der nach Angaben eines Waldhüters mit einer Mischung aus Honig und Wodka gefügig gemacht worden sei, nicht erschossen haben. Den Richter beschäftigt dennoch - neben der Sache mit der Prinzenkarikatur - die Frage, ob die baskische Zeitung „Deia“ sich damals mit einer Fotomontage von einem betrunkenen Monarchen mit Pelzmütze und Bärenfell das Delikt der Majestätsbeleidigung habe zuschulden kommen lassen.
Den baskischen Senator Anasagasti kann indes niemand belangen, weil er als Parlamentarier Immunität genießt. Während ihm als weitere Verfechter uneingeschränkter Pressefreiheit noch ein paar katalanische Nationalisten und der Parteichef der grünen Kommunisten, Gaspar Llamazares, beisprangen, stellten sich die Vertreter der großen Parteien - Sozialisten wie Konservative - auf die Seite der Beschützer des guten Rufes ihrer Königsfamilie. Der Sekretär der Arbeiterpartei, José Blanco, verlangte „maximalen Respekt“ für eine Monarchie, die „sehr positive Arbeit für Spanien geleistet“ habe. Der Generalsekretär der Volkspartei, Angel Acebes, befand, dass in der ganzen Affäre eigentlich nur „der Señor Anasagasti nicht präsentabel“ sei. Und Senatspräsident Javier Rojo, ein Sozialist, hielt die Aussagen des Basken schon deshalb für „unangemessen“, weil sie „nichts mit der Wirklichkeit und den Gefühlen der spanischen Gesellschaft“ gegenüber der Krone zu tun hätten. Wie genau ist es um diese Gefühle bestellt?
In Zeiten großer Zentrifugalkräfte