Was würdest du tun, Sophie Scholl?
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Verborgener Widerstand im hellen Licht von Social Media: Luna Wedler in der Instagram-Serie „@ichbinsophiescholl“ Bild: obs
Sophie Scholl ist eine deutsche Ikone – und als solche vielen heute recht fern. Zu ihrem hundertsten Geburtstag wird versucht, sie nah an uns heranzuholen. Auf Instagram kann man ihre letzten zehn Lebensmonate beobachten.
Was wäre aus ihnen geworden? Was wäre aus den Menschen geworden, die früh zu Tode gekommen und auch deswegen unvergessen geblieben sind, hätte sie nicht ihr tragisches Schicksal ereilt? Anne Frank zum Beispiel, das jüdische Frankfurter Mädchen, sah sich in ihrer Zukunft, um die die Nationalsozialisten sie brachten, als Schriftstellerin, und wer ihre Tagebücher liest, der weiß, dass sie fraglos das Zeug dazu hatte.
Und Sophie Scholl? Ein Dreivierteljahr vor ihrer Ermordung durch die Nazis mit nur 21 Jahren hatte sie in München das Studium der Biologie und der Philosophie aufgenommen. Eine Denkerin war sie von klein auf. Wäre aus ihr auch eine Naturwissenschaftlerin geworden? Wäre sie in einem Land, das sich vom Ungeist der Vergangenheit nur zögerlich befreite, als moralische Instanz akzeptiert worden, hätte sie gar zur Bundespräsidentin aufsteigen können? Wäre sie – denn zu alledem hatte sie Talent – Malerin geworden, Grafikerin, Schriftstellerin? Oder wäre sie, im schlimmsten Falle, irgendwann auf spektakuläre Weise abgedriftet wie Hans Hirzel, der als blutjunger Mann der Weißen Rose verbunden war und in späten Jahren bei den rechtsradikalen Republikanern agitierte?
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