Schlagertexter Bernd Meinunger : Sing mit mir mein kleines Lied
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Dschinghis Khan und ein bisschen Frieden: Bernd Meinunger vor einigen seiner goldenen Schallplatten in seiner Villa in Grünwald bei München Bild: Roeder, Jan
Seine Texte gehören zum Kulturgut. Aber viele halten ihn für einen Schlagerfuzzi. Heute wird Bernd Meinunger 70 Jahre alt. Was geht in einem Menschen vor, der sich Lieder wie „Himbeereis zum Frühstück“ oder „Dschingis Khan“ ausdenkt? Ein Besuch.
Was mag in einem Menschen vorgehen, der sich ein Lied mit dem Titel „Himbeereis zum Frühstück“ ausdenkt? Bernd Meinunger weiß es genau: Er schwankte damals zwischen genervt und verzweifelt. Mindestens 200 Titel hatte er schon zu Papier gebracht, „eine Zeile blöder als die andere“. Die vielleicht blödeste von allen war am Ende aber alle Verzweiflung wert. Meinunger bekam den Zuschlag, ein ganzes Liebeslied noch drum herum zu reimen. Der Hit aus dem Jahr 1977 sollte nicht nur am Anfang seines neuen Lebens stehen: Auch die Brüder Hoffmann & Hoffmann machten dank „Himbeereis zum Frühstück“ Karriere, der deutschen Version des amerikanischen Songs „(Standin’ In The) Crossfire“, der von den Bellamy Brothers geschrieben und gesungen worden war.
Fortan konnte Dr. oec. Bernd Meinunger, der sich bis dahin hauptberuflich mit Handelsbeschränkungen des Weltweizenmarktes beschäftigt hatte, wovon auch seine Promotion in Weihenstephan handelte, sein täglich Brot mit dem Schreiben von vermeintlich Belanglosem verdienen. Es war für ihn ein finanzieller Sprung: Beim Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München hatte er in der landwirtschaftlichen Abteilung 1800 Mark im Monat bekommen. Durch „Himbeereis zum Frühstück“ stieg sein Lohn schlagartig, erst recht, nachdem er ein Jahr später seinen ersten Welterfolg geschrieben hatte: „Dschinghis Khan“ für Dschinghis Khan.
Geldsorgen hat Bernd Meinunger, der am 30. September 1944 in Meiningen geboren wurde und 1949 mit seiner Mutter dem Vater in den Westen in die gerade gegründete Bundesrepublik gefolgt war, schon lange nicht mehr. 5650 Liedertexte hat er seit 1977 geschrieben, die auch veröffentlicht wurden. Jedes Jahr kommen mindestens 100 neue hinzu, nicht weil er den Erfolg oder das Geld brauchte, sondern weil es ihm Spaß macht. Meinunger lebt mit seiner Frau Barbara, mit der er seit mehr als 30 Jahren verheiratet ist, in einer herrlichen Villa in der reichsten Gemeinde Deutschlands. Zu ihren Nachbarn in Grünwald zählte und zählt fast die gesamte Prominenz aus München - von Roland Berger über Franz Beckenbauer, Uschi Glas und Senta Berger bis hin zu Rudolph Moshammer, dem 2005 in seiner Grünwalder Villa ermordeten Modeschöpfer.
Hansi Hinterseer hat er beim Golfspielen kennengelernt
Die Meinungers lieben Kunst: Im Empfangsbereich lehnt ein großer Gerhard Richter an der Wand, nur eine Kopie, wie Meinunger eilig und fast bedauernd feststellt. „Das Original ist siebeneinhalb Millionen wert.“ Auch der „Feldhase“ von Albrecht Dürer ist natürlich nicht echt; ein namenloser chinesischer Künstler hat dem Langohr kühn das Fell eines Tigers verpasst. Echt aber sind vor allem die zahllosen Schallplatten in Gold und Platin an den Wänden im zweiten Stock: Fast hundert hängen dort, und einige mehr lagern im Keller. Viele stammen noch aus den guten alten Platten-Zeiten, als ein Album erst nach 250 000 verkauften Einheiten Gold und eine Single erst nach einer Million verkauften Exemplaren Platin bekam. Wie oft sich seine Lieder verkauft haben, weiß er nicht genau, aber mehrere hundert Millionen Mal auf jeden Fall.