Es ist ein Sommertag, Juni oder Juli 2013. Ich bin auf der Suche nach meinem Mann, den es ja nicht wirklich gibt. Jedenfalls wähne ich ihn irgendwo in einem Zusammenhang mit dem Kölner Friesenplatz. Den ganzen Tag habe ich schon auf ihn gewartet, in der heißen Sonne bin ich in einem hellblauen seidenen Etuikleid auf dem Platz hin und her gewandert. Oder soll ich besser sagen, gestakst? Ich habe höhere Schuhe an. Ich habe den Tauben zugeschaut und versucht, in den Ellipsenbahnen, auf denen sie mit ihren wackelnden Körpern unterwegs sind, Symbole herauszulesen. Ich bin völlig durchgeknallt und glaube daran, dass sich gerade Science-fiction-mäßig das Firmament auftut. Mein Hirn sprudelt über, ich friere zwar, aber meine verrückten Gedanken lassen mich sowohl Hitze als auch Kälte spüren, je nachdem, welcher Film gerade abläuft. Im Kern gehören dazu einige feste Elemente: der abstrakte Mann; dass meine Eltern nicht meine richtigen Eltern sind, sondern mich im Alter von drei Jahren in Berlin entführt haben; prominente Verwandtschaften; die Idee, jüdisch zu sein und die amerikanische Staatsbürgerschaft zu besitzen. (Auszug aus Christiane Wirtz’ Buch „Neben der Spur“)
Frau Wirtz, Sie haben ein Buch über Ihre Psychose geschrieben. Ihre Erinnerung an die Zeit wirkt klar. Sind die Bilder tatsächlich so wenig verwaschen?
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