Debatte um Rapper Cashmo : „Was hab’ ich mit Hitler zu tun?“
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Szene aus dem Video „Alman“ von Cashmo: Weiße mit zugeklebtem Mund stehen im Hintergrund Bild: Screenshot/Youtube/CashMoMusik
Der Rapper Cashmo veröffentlicht ein Lied, in dem er davon erzählt, dass er als Deutscher in seinem Viertel diskriminiert worden sei. Er bekommt viel Zuspruch, aber auch etwas Kritik – auf die er dann maßlos reagiert.
Szenemedien haben es in der deutschen Hiphop-Kultur nicht einfach: Von außerhalb der Szene wird ihnen oft vorgeworfen, dass sie zu unkritisch seien. Innerhalb wird dagegen nach jedem halbwegs kritischen Artikel oder Podcast gerufen: Verrat!
Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Aufregung um das Lied „Alman“ des Rappers Cashmo. Der Aachener Rapper veröffentlichte das Video zu dem Lied Ende Oktober, darin erzählt er davon, „wie es ist, wenn du als Alman im Kanak-Viertel aufwächst“. Die Botschaft des Lieds ist: In Deutschland werde man in manchen Vierteln und im Gefängnis als Deutscher von Migranten diskriminiert. Darüber traue sich aber keiner zu reden, weil den Deutschen wegen ihrer Geschichte beigebracht werde, dass sie nicht stolz auf ihre Herkunft sein dürften und sich immer wegducken müssten. In dem Musikvideo wird ein Fernseher, in dem eine Hitler-Doku läuft, mit einem Hammer zerstört, dazu rappt Cashmo: „Das Erbe meiner History Blut / Aber Bro, sag mir, was hab‘ ich mit Hitler zu tun?“
Die Plattform hiphop.de reagierte auf das Video mit einem kritischen Artikel unter der Überschrift: „Cashmo zieht mit ,Alman‘ ein Publikum an, das wir im Hiphop nicht haben wollen“. In dem Artikel wird zunächst darauf hingewiesen, dass sich Cashmo deutlich von Rassismus distanziert habe. Dem Rapper wird auch nicht abgesprochen, „dass es Situationen in seinem Leben gab, in denen es nicht von Vorteil war, der ,Alman‘ zu sein“. Allerdings sei die Bildsprache in dem Video „Wasser auf die Mühlen des rechten Rands“. Dass zum Beispiel eine Reihe weißer Statisten mit Tape vor dem Mund posiere, bediene das Narrativ der AfD, dass hierzulande nicht mehr alles gesagt werden dürfe. Deswegen stürze sich jetzt „ein rechter Mob“ begeistert auf den Song.
Vor allem an der Formulierung „rechter Mob“ störte sich der Rapper Cashmo so sehr, dass er mit einem zwanzigminütigen Video auf den Artikel reagierte. Darin sagte er noch einmal, dass seine Fans aus allen möglichen Ländern kämen, er nichts mit Rassismus zu tun habe und einfach nur erzähle, was er erlebt habe. „Ich ficke die AfD, ich ficke die Nazis, ich ficke alle Rassisten“. Trotzdem sei er der Meinung, dass er als Deutscher bei diesem Thema „immer die Schnauze halten“ müsse. Die Journalisten bei hiphop.de bezeichnete er als „hetzende Missgeburten“.
Der Chef von hiphop.de, der sich Toxik nennt, reagierte mit einem Video auf Instagram. Er sagte, dass er Hassnachrichten von Nazis bekommen habe, und erklärte, dass kritische Meinungsartikel Teil von Journalismus seien. Es tue ihm Leid, falls er jemanden zu Unrecht beleidigt habe, die Formulierung „rechter Mob“ löschte hiphop.de. „Aber ich werde mich niemals dafür entschuldigen, dass ich meine Meinung sage“, sagte Toxik.
„Alle zerstören“
Ihre Meinung zu dem Fall hatten unterdessen auch zwei andere in der Szene bekannte Journalisten gesagt: Falk Schacht und Jule Wasabi (die eigentlich Juliane Wieler heißt) in ihrem Deutschrap-Podcast „Schacht & Wasabi“. Auch Falk Schacht kritisierte, dass mit diesem Lied die Tür für Neonazis geöffnet werde – selbst wenn sich Cashmo von ihnen distanziere. Die Frage des Rappers, was er mit Hitler zu tun habe, beantwortete Schacht so: Jeder Deutsche habe etwas mit Hitler zu tun, weil Deutschland Hitler möglich gemacht habe. „Und unsere Verantwortung liegt genau darin, dass so etwas nie wieder passiert.“ Jule Wasabi ging in ihrer Kritik noch weiter: Wenn Cashmo sein „Wording“ nicht ändere, sei er für sie ein Rassist und ein Nazi.