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Künstler-Chamäleon : Die Macht, sich auszuprobieren

Eines der bekanntesten Gesichter dieser zeit auf dem Weg zu einem wichtigen Kopf zu werden. Bild: Reuters

Erst Model, dann Schauspielerin, jetzt Schriftstellerin: Das Phänomen Cara Delevingne geht in die nächste Runde. Sie hat ein Buch geschrieben – oder zumindest irgendwas damit zu tun.

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          In Paris laufen jetzt die Prêt-à-porter-Schauen mit den Kollektionen für das nächste Frühjahr. Mal abgesehen von den Events zur Couture-Woche, sind es jene mit der größten Strahlkraft für Stars. Gegen Mittag lassen sie sich im Restaurant L’Avenue an der Avenue Montaigne blicken, spätabends stehen sie auf der Party von Balmain und feiern, als schriebe man irgendein unverantwortliches Jahrzehnt in der schon länger zurückliegenden Vergangenheit. Kim Kardashian wurde während der Pariser Modewoche vergangenen Herbst bei einem bewaffneten Raubüberfall um Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erleichtert. Und so betroffen alle anderen Modewoche-Gäste waren, hatte der Fall auch einen gewissen Unterhaltungswert. Stars gehören so sehr zum maximal glamourösen Spektakel der Pariser Modewoche wie die Entwürfe selbst. Vielleicht sind die Berühmtheiten sogar noch ein bisschen wichtiger. Einige der Models, die diese Kleider präsentieren, sind ja schon mehr Star als alles andere, Gigi und Bella Hadid oder Kendall Jenner oder jetzt auch Kaia Gerber, die Tochter von Cindy Crawford.

          Jennifer Wiebking
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Cara Delevingne ist hingegen bislang nicht gesehen worden, und es ist fraglich, ob sich daran noch was ändert. Im Juli, anlässlich der Couture-Schauen, mag sie noch die Dior-Party mitgenommen haben und als Gast bei der Schau von Chanel aufgetaucht sein. Vor zwei Wochen saß sie bei Burberry in London in der ersten Reihe. Und, ja, doch, sie arbeitet noch als Model. Aktuell ist sie etwa auf dem Cover des hauseigenen Magazins vom Online-Shop Net-a-porter zu sehen. Dem gab sie auch gleich ein Interview, denn sie hat gerade noch was anderes vor. Neben Party-Bildern postete sie Ende vergangener Woche eines in Schwarzweiß bei Instagram. Darauf zu sehen ein lesendes Mädchen. Ihr Kommentar: „Die Macht, sich in einem Buch zu verlieren.“

          Der Sprung vom Laufsteg vor die Kamera

          Das hat auch einen Werbe-Effekt, denn sie hat jetzt selbst eins geschrieben. In Sachen Populärkultur könnte dieses jüngste Projekt kaum weiter von der Pariser Modewoche entfernt sein. Und es sind keine Memoiren. Eine Biographie gibt es über dieses junge Geschöpf, eines der bekanntesten Gesichter unserer Zeit, bereits seit 2014. Cara Delevingne will mehr, sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihr Model-Dasein vor allem ein Sprungbrett sein sollte, um Schauspielerin zu werden. Dass sie gerade deshalb Sorge hatte, die Leute könnten sie nur auf ihr schönes Gesicht reduzieren. Ist nicht passiert. Cara Delevingne hat längst mehr als eine Bindestrichkarriere aus den Berufen Modeln und Schauspielerei. Sie war zuletzt in Luc Bessons Fantasyfilm „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ zu sehen und hat gerade für eine Hauptrolle in einer neuen Amazon-Serie namens „Carnival Row“ unterschrieben. Es läuft.

          Jetzt aber scheint sich dieser 25 Jahre alte Superstar auch noch vorgenommen zu haben, Schriftstellerin zu werden. Sie habe dieses Buch auch für ihre Kritiker geschrieben, sagte sie „The Edit“, dem Magazin von Net-a-porter. „Die meine Arbeit nicht gut kennen und auch nicht kennen wollen.“ Sie wolle sich deren Respekt verdienen. „Wenn ich härter daran arbeiten muss, dann ist das eben so.“

          Ihr Roman für Jugendliche erscheint am kommenden Donnerstag im Fischer-Verlag. Wobei es strenggenommen nicht nur ihr Roman ist. Sie hat „Mirror, Mirror: Wen siehst du?“ zusammen mit Rowan Coleman geschrieben, die schon länger Schriftstellerin ist und diverse, nicht gerade erfolglose Frauenromane veröffentlicht hat. Um neben diesem Star auf dem Titel genannt werden zu dürfen, wird sie Delevingne also mehr als nur die Wie-schreibe-ich-einen-Roman-Frage beantwortet haben. Für Cara Delevingne ist es „ein weiterer Kneif-mich-mal-Moment“. So verkündete der Star das Ganze im März über Instagram seinen 40 Millionen Followern.

          Sie bewirbt das Ganze auch weiterhin entsprechend heftig. Anfang der Woche startete sie eine Verlosung. Wer das Buch schon vorbestellt oder eine Karte für eine ihrer Lesungen gekauft habe, könne eine von 500 Stofftaschen gewinnen.

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