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Sprachwächter gegen Behörden : Streit um die Beschilderung vor Notre-Dame

Objekt einer Sprachschlacht: Kathedrale Notre-Dame Bild: Saskia Stöhr

Die Baustelle an der Kathedrale Notre-Dame ist zweisprachig beschildert. Deshalb verklagen Sprachwächter die Behörden in Paris. Sie sehen die Vorherrschaft des Französischen infrage gestellt.

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          Der Schutz der heimischen Sprache genießt in Frankreich einen hohen Stellenwert. Im Alltag haben sich in den vergangenen Jahren zwar vor allem unter jüngeren Leuten immer mehr englische Begriffe wie „weekend“, „challenge“ oder schlicht „yes“ und „cool“ breitgemacht, doch von Gesetzes wegen müssen Behörden und Unternehmen bis auf einige Ausnahmen weiterhin tunlichst darauf achten, die Vorherrschaft des Französischen nicht infrage zu stellen. So sieht es das Toubon-Gesetz von 1994 vor.

          Niklas Záboji
          Wirtschaftskorrespondent in Paris

          Darauf berufen sich im Streit um Informationstafeln in Paris nun einmal mehr Sprachwächter des Vereins Défense de la langue française. Schon im vergangenen Herbst monierten sie, dass am Eiffelturm Schilder neben der französischen einzig in der englischen Sprache ausgestellt werden, nun knöpften sie sich die ebenfalls nur zweisprachige Baustellenbeschilderung rund um die Kathedrale Notre-Dame vor – und reichten Anfang der Woche, am Internationalen Tag der Frankophonie, symbolträchtig Klage beim Verwaltungsgericht in Paris ein.

          Die Vorkämpfer von Défense de la langue française sehen sich mit ihrem Unmut im Recht, weil Artikel 4 des Toubon-Gesetzes tatsächlich die Übersetzung öffentlicher Ankündigungen in mindestens zwei Fremdsprachen verlangt – eine Übersetzung ins Englische also nicht genügt. Die Sprachschlacht um den Eiffelturm hatten sie auf dieser Grundlage durch Druck auf die Behörden für sich entschieden: Künftig sollen sich dort nur noch Aushänge in französischer, englischer und spanischer Sprache finden. Für die Beschilderung rund um Notre-Dame geben sie sich nun entsprechend siegesgewiss. Nach eigenen Angaben gebe es zudem noch 20 weitere große Einrichtungen in Paris, gegen die man vorgehe.

          Auch außerhalb der französischen Hauptstadt ziehen französische Sprachwächter regelmäßig gegen den Vormarsch der englischen Sprache zu Felde. Wo Gespräche versanden, klagen sie. In Lyon rügten sie beispielsweise die Veranstalter des „Game of lights“ getauften Lichterfests, in Nizza die Stadt wegen ihres Kunstwerks „#ILoveNice“. Ob auch solche Eigenbezeichnungen nicht konform sind mit dem Toubon-Gesetz, ist unter Juristen umstritten.

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