Entschädigung und Museum : Niederlande arbeiten die Sklaverei auf
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Ein Zeichen: Auch das Sklavereidenkmal in Amsterdam zeigt, dass die Niederländer umdenken. Bild: Getty
Rund eineinhalb Jahrhunderte nach Abschaffung der Sklaverei will das Land in Kürze um Entschuldigung wegen seiner führenden Rolle im Sklavenhandel bitten.
In der niederländischen Vergangenheitsbewältigung zeichnet sich ein großer Schritt ab: Rund eineinhalb Jahrhunderte nach Abschaffung der Sklaverei wird das Land laut Medienberichten in Kürze um Entschuldigung wegen seiner führenden Rolle im Sklavenhandel bitten.
Damit konkretisiert sich, worauf Bemerkungen von König Willem-Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte in den vergangenen Wochen schon hingedeutet hatten.
Die Regierung plant den Schritt für Dezember. Ein entsprechender Bericht des Senders RTL wurde mehreren Medien aus Haager Kreisen bestätigt.
Demnach ist keine direkte finanzielle Entschädigung für Nachkommen vorgesehen, aber der Staat will 200 Millionen Euro für einen Fonds bereitstellen, der Projekte zur „Bewusstwerdung“ speisen soll. Außerdem wolle das Kabinett 27 Millionen Euro für ein Sklavereimuseum reservieren.
Gedenktag zur Abschaffung der Sklaverei
In den vergangenen eineinhalb Jahren baten die Städte Amsterdam, Rotterdam und Utrecht schon um Entschuldigung, im Sommer folgten die Provinz Nord-Holland und die Zentralbank (DNB). Deren Präsident Klaas Knot hielt am 1. Juli, dem Gedenktag zur Abschaffung der Sklaverei, eine Rede am Sklavereidenkmal im Oosterpark in Amsterdam. Im Oktober plädierte eine Mehrheit von Parlamentariern aus Parteien der Koalition wie auch der Opposition für einen solchen Schritt auf nationaler Ebene.
Willem-Alexander deutete am Prinsjesdag – zur Eröffnung des Parlamentsjahres – eine Entschuldigung an. Regierungschef Rutte sagte auf einem Besuch in der früheren Kolonie Surinam, 2023 solle im Zeichen der Anerkennung der Sklavengeschichte stehen. 1873 gilt vielfach als das Jahr, in dem Sklaven faktisch befreit wurden – während 1863 in der Geschichtsschreibung als offizielles Jahr genannt wird.
Der Sklavenhandel war ein bedeutender Faktor für die Wirtschaft im 17. Jahrhundert, das traditionell als „Goldenes Jahrhundert“ bezeichnet wird, weil es vielen Bürgern materiellen und dem Land als Ganzen kulturellen Reichtum brachte; die niederländische Malerei jener Epoche gehört zu den großen Kapiteln der Kunstgeschichte. Der Begriff wird zunehmend kritisch gesehen, weil das Zeitalter für viele alles andere als golden war.
Überhaupt ändert sich sprachlich einiges: „Sklaven“ heißen im Niederländischen jetzt häufig „zu Sklaven Gemachte“, was die Gewalt unterstreichen soll. Die Auseinandersetzung mit der Kolonialvergangenheit ist in den vergangenen Jahren deutlich intensiver geworden.
Nachdem die Schuld lange hartnäckig verschwiegen wurde, schwingt das Pendel inzwischen oft genug ins andere Extrem: Aggressive Aktivisten, unterstützt von manchen im linken Spektrum, werten nun Weiße ab – als Vertreter jener, deren Vorfahren einst Schwarze versklavten.