Nastassja Kinski im Interview : „Ich hätte gerne mehr Stabilität“
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Sie sei ein „Weltmensch“, sagt Nastassja Kinski. Das Bild zeigt sie 2017 bei einem Filmfestival in Wladiwostok. Bild: Reuters
Ein Gespräch mit Nastassja Kinski über ihre Rückkehr ins deutsche Kino, Küsse mit Kolleginnen, ikonische Fotos und Bahnhofskneipen.
Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms war Nastassja Kinski einer der wenigen deutschen Weltstars. Sie spielte neben Al Pacino, Marcello Mastroianni, Gérard Depardieu und Robin Williams, große Fotografen zelebrierten ihre makellos wirkende Schönheit. Zugleich lernte sie die Schattenseiten eines frühen Aufstiegs kennen; gerade zu Beginn ihrer Karriere, sagte sie mal, hätte sie sich gewünscht, stärker beschützt worden zu sein. Das Nymphchen-Image der freizügigen Rollen, in denen man sie als noch Minderjährige besetzte, haftete an ihr wie der ungeliebte Spitzname Nasti. Mit eindrucksvollen Auftritten wie in „Paris, Texas“ spielte sie sich frei. Irgendwann verschwand sie ein wenig aus dem Blickfeld, auch aus dem Blickfeld Hollywoods; ihr kleines Deutschland-Comeback in der Fernsehshow „Let’s Dance“ ist auch schon wieder sechs Jahre her.
Nun kehrt Nastassja Kinski zurück auf die Leinwand mit dem Film „Die stillen Trabanten“ von Thomas Stuber nach einem Buch von Clemens Meyer. In einem Ensemble einheimischer Film- und Fernsehgrößen wie Martina Gedeck, Charly Hübner, Albrecht Schuch, Peter Kurth und Lilith Stangenberg ist sie der Überraschungsgast. Beim Gespräch in einem Hotel nahe dem Kurfürstendamm wirkt sie neugierig, charmant und zugewandt und scheint zugleich – Interviews hat sie nur gelegentlich gegeben – noch ein wenig zu fremdeln; ab und an rutscht ihr, die in vielen Sprachen heimisch ist, ein englischer Ausdruck in den deutschen Satz. Am liebsten würde sie nur auf die guten Dinge zurückschauen und am allerliebsten ausschließlich über ihren neuen Film reden. So ganz kann man sich, angesichts ihrer bewegten Karriere, darauf nicht einlassen.
Nastassja Kinski, wir treffen uns heute in West-Berlin. In Ihrer Geburtsstadt.
Ich habe hier nur als Baby gelebt. Groß geworden bin ich in Rom.
Und jetzt wohnen Sie wieder hier?
Teilweise. So oft ich kann. Ich habe hier noch nie richtig gelebt, generell nicht in Deutschland, ich war fast immer in Amerika oder in anderen Ländern. Ich habe immer eine Sehnsucht danach verspürt, hierherzukommen. Es war Schicksal, glaube ich, aber auch ein wirklicher Wunsch von mir.
Auf Instagram veröffentlichen Sie regelmäßig Fotos der Siegessäule und der Quadriga auf dem Brandenburger Tor: Motive, die 1993 in Wim Wenders’ Film „In weiter Ferne, so nah!“ eine wichtige Rolle spielten.
Es gibt in dem Film einen tollen Moment, wo wir alle, die die Engel spielen, zusammen auf dem Brandenburger Tor sitzen und Gorbatschow erscheint, der uns seine Gedanken hören lässt und der ja alles verändert hat. Das war ein symbolischer Moment. An der Siegessäule fahre ich oft vorbei. Der Himmel mit dem Engel ist für mich persönlich etwas ganz Besonderes, das ich gerne teile. Wenn ich mir etwas wünsche oder etwas Schönes passiert, dann poste ich oft ein Foto des Engels. Und ich gehe auch oft durchs Brandenburger Tor.
Nach fast 30 Jahren sind Sie wieder in einem deutschen Kinofilm zu sehen. „Die stillen Trabanten“, gedreht in Leipzig, spielt im Milieu der gern so genannten kleinen Leute. Sind Sie vor dem Dreh jemals in einer Bahnhofskneipe gewesen?
Ich liebe Bahnhöfe. Da fühle ich mich wirklich wohl, ich habe auch viele Fotos von Bahnhöfen gemacht. In einer Bahnhofsbar? Nicht unbedingt. Wenn ich am Bahnhof arbeiten würde, dann könnte ich es mir aber durchaus vorstellen, mich so wie Birgitt – meine Rolle – mit einem Barmann anzufreunden und dort auszuchillen.