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Michel Friedman ist Jurist, Politiker, Publizist und Fernsehmoderator: Mit Rechten reden würde er auch persönlich, nicht aber mit Antidemokraten. Bild: Frank Röth

Michel Friedman im Gespräch : „Wäre die AfD in einer Bundesregierung, würde ich gehen“

  • -Aktualisiert am

Michel Friedman über Hass in der Politik, den Umgang mit Antisemitismus, die gefährliche Gabe der Rede – und warum er trotz allem grundsätzlich dem Menschen vertraut.

          10 Min.

          Herr Friedman, wir führen dieses Gespräch an einem 9. November, dem Tag, an dem 1938 überall in Deutschland die Synagogen brannten, dem Tag, an dem Jahrzehnte später die Mauer fiel ...

          Timo Frasch
          Politischer Korrespondent in München.

          Ich habe vom Fall der Mauer in einer Gedenkstunde zur Pogromnacht erfahren. Es herrschte eine große Trauer und Nachdenklichkeit. Die Frage, die uns damals beschäftigt hat, die uns noch heute beschäftigt, war: Wann beginnt die Gewalt gegen Menschen? Mit Auschwitz? Da würde fast jeder sagen: Das hätte ich nicht gewollt. Und ich würde das den meisten glauben. Aber was sagt das schon. Wann beginnt die Ermordung von Menschen? Hat sie am 9. November 1938 begonnen, als für Millionen sichtbar Gotteshäuser brannten und, man muss es so sagen, niemand etwas tat? Oder beginnt die Ermordung von Menschen mit den Nürnberger Rassegesetzen? Oder früher, als Juden aus ihren Wohnungen verjagt wurden und deren Nachbarn eine Woche später die Immobilie ersteigert haben? Das waren damals – wie auch heute, nach dem Anschlag von Halle – die Fragen. In diese Stimmung hinein kam die Nachricht vom Fall der Mauer. Ich habe damals geweint. Vor Rührung, zu was Menschen fähig sind. Auch im Positiven.

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