Stöhnen, kotzen, endlich wieder ein Mann sein
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Männer auf der Reise zurück zur eigenen Männlichkeit. Bild: Illustration Paulina Eichhorn
Wenn Männer an der gleichberechtigten Welt verzweifeln, hilft angeblich nur noch – ein Männerseminar im Hunsrück. Es gilt, den Krieger in sich zu entfesseln, mit Männern unter sich. Unser Autor war dabei.
Es ist Winter im Hunsrück, ein dunkler, schneefeuchter Februartag, und vor dem Autofenster ziehen Schilder mit nie gehörten Ortsnamen vorbei. Mit jeder Minute werden die Straßen schmaler, schließlich nur noch ein Feldweg und an dessen Ende, dicht an den dunklen Wald gekauert: das Tagungshaus. Wenn in diesem Moment ein Wikinger aus der Tür träte und Met aus dem Horn eines frisch erlegten Ochsen tränke, man würde sich nicht wundern. Vor dem Haus warten schon die anderen, rauchend und fröstelnd; sie wollen offenbar „eine neue Qualität in ihr Mannsein bringen“, wie es in der Seminarbeschreibung hieß.
Wir werden hier an diesem Wochenende ein dreitägiges „Männertraining“ absolvieren – unsere Frauen haben meinen Freund und mich für das Seminar angemeldet. Ein augenzwinkerndes Weihnachtsgeschenk für selbstmitleidige Männer im kritischen Midlife-Crisis-Alter, dachten sie – und noch unter dem Baum ging die Debatte los, ob wir wirklich teilnehmen sollten. Die Angst war groß vor abgedrehten Yogis, unaussprechlichen Versenkungsübungen und esoterischen Gruppensitzungen, bei denen man seine drei Vornamen tanzt. Am Ende siegte die Neugier – auch wenn selbst unseren Frauen mittlerweile nicht mehr ganz geheuer war beim Gedanken daran, wohin sie uns da womöglich geschickt haben.
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