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Silvesterböllerei : Genug Verbote

Gefährlicher Spaß: In der Hand eines Dummys explodiert bei einem Pressetermin der Berliner Feuerwehr ein Böller. Bild: dpa

Die Diskussion über das Für und Wider der Silvesterböllerei kommt alle Jahre wieder. Aber muss es am Ende wirklich wieder der Staat richten? Das kann und darf nicht sein.

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          Alle Jahre wieder kommt sie unweigerlich: die Diskussion über das Für und Wider der Silvesterböllerei. Ginge es nur nach dem gesunden Menschenverstand, müsste das massenhafte Feuerwerken längst verboten sein. Allein die Unmenge an Feinstaub, die in nur einer Nacht in die Luft geblasen wird! Sie entspricht fast einem Sechstel der schädlichen Kleinstpartikel, die übers Jahr gesehen auf deutschen Straßen anfallen. Die brennenden Geschosse entfachen zudem ungewollte Feuer, und sie verletzen auch Jahr für Jahr Dutzende Personen.

          Und dann der viele Müll, der da anfällt, und das viele Geld, das da verpulvert wird. Wie viel Gutes und Sinnvolles könnte man mit den 133 Millionen Euro tun, die 2018 an den wenigen erlaubten Verkaufstagen vor Silvester für Feuerwerkskörper ausgegeben wurden? Doch schon die Aktion „Brot statt Böller“, die vor 40 Jahren von der Hilfsorganisation Brot für die Welt ins Leben gerufen wurde, konnte die Deutschen nicht davon abhalten, fast in jedem Jahr noch etwas mehr für Pyrotechnik auszugeben. Jetzt scheint es ein Umdenken zu geben: Nach aktuellen Zahlen ist inzwischen eine Mehrheit in Deutschland (57 Prozent) für ein Böllerverbot. Zugleich erfreuen sich die meisten Befragten (84 Prozent) an den Raketen, auch weil es seit Jahrhunderten gute Tradition ist, am Anfang eines neuen Jahres mit viel Krach böse Geister zu vertreiben.

          Soll es am Ende also wieder der Staat richten? Wie wäre es mit einem Böllerverbot und einem Feuerwerk, das von den Städten und Gemeinden auf Kosten der Allgemeinheit abgebrannt wird? Das kann und darf nicht sein. Traurig genug, dass Verbotszonen eingerichtet werden müssen, weil einige wenige mit ihren Raketen in Menschenmengen schießen. Es gibt schon genug Silvesterböller-Beschränkungen. Wem etwa sollte es nützten, wenn Feuerwerkskörper künftig nur noch über dubiose Quellen im Internet zu haben sind? Feuerwerk gehört so lange zu Silvester, wie es dem mündigen Bürger gefällt. Es kann aber nicht schaden, sich dieses Themas auch mit gesundem Menschenverstand anzunehmen.

          Peter-Philipp Schmitt
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

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