Spanisches Königshaus : König Felipe erkennt seiner Schwester Fürstentitel ab
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Bruder und Schwester: Felipe und Cristina im Jahr 2011 Bild: AFP
Ein weiterer Schritt, um den Ruf der Krone wiederherzustellen: Infantin Cristina darf sich nicht mehr Herzogin von Palma de Mallorca nennen. Das hat der König angeordnet – als Antwort auf ihre Verstrickung in einen Skandal.
Eine Woche vor dem ersten Jahrestag des Thronwechsels in Spanien hat König Felipe VI. seiner unter Betrugsverdacht stehenden Schwester Cristina ihren Titel Herzogin von Palma entzogen. Er war ihr im Jahr 1997 bei der Hochzeit mit dem ehemaligen Handballstar Iñaki Urdangarin von ihrem Vater Juan Carlos I. verliehen worden. Felipe, der die Infantin selbst telefonisch unterrichtete, bevor die Entscheidung am Freitagmorgen als königliches Dekret im spanischen Amtsblatt veröffentlicht wurde, reagierte damit auf die Weigerung der Schwester, auf ihre Thronfolgerechte zu verzichten. Sie steht gegenwärtig an sechster Stelle.
Hintergrund für die familiäre Auseinandersetzung ist der Korruptionsfall „Noos“, der das Ansehen der Monarchie nunmehr seit Jahren belastend. Urdangarin wird beschuldigt, als Vorsitzender der als „gemeinnützig“ deklarierten Stiftung Noos sechs Millionen Euro öffentlicher Gelder für private Zwecke veruntreut zu haben. Seiner Frau, die behauptet, davon nichts gewusst und in Gelddingen ihrem Mann immer bedingungslos vertraut zu haben, wird Beihilfe zum Steuerbetrug angelastet. Der Prozess gegen beide dürfte Anfang kommenden Jahres beginnen. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.
Beispielhaftes Betragen als Leitmotiv
Schon König Juan Carlos hatte seine Tochter dem Vernehmen nach aufgefordert, sich im Interesse der Krone entweder von Urdangarin scheiden zu lassen oder aber auf ihre Nachfolgerechte zu verzichten. Dies lehnte die Infantin, die eine solche Entscheidung nur selbst treffen kann, jedoch ab. Bruder Felipe soll die Forderung dann nach seiner Vereidigung am 19. Juni vorigen Jahres vergeblich wiederholt haben. Der Entzug des Adelstitels, der in seiner Hand lag, soll nun das erklärte Leitmotiv seiner Herrschaft, nämlich „beispielhaftes Betragen“ demonstrieren und also den von ihm beschlossenen neuen „ethischen Verhaltenskodex“ für alle Mitglieder und Mitarbeiter des Königshauses illustrieren.
Die ehemalige Herzogin von Palma und ihr Mann waren schon vor drei Jahren von allen öffentlichen Funktionen der Krone ausgeschlossen worden. Die Entfremdung zwischen Bruder und Schwester wuchs noch, als Felipe VI. im vorigen Jahr die „königliche Familie“ formell auf sechs Personen – er selbst, seine Frau Letizia, die Töchter Leonor und Sofía, sowie die Eltern Juan Carlos und Sofía – reduzierte. Die Schwestern Cristina und Elena zählen seitdem nur noch zur „Familie des Königs“.
Die Infantin, die als erstes Mitglied des Königshauses vor Gericht gestellt werden soll, arbeitet derzeit für eine spanische Bank in Genf. Dort halten sich auch ihre Kinder auf. Urdangarin, der sie häufig besucht, hält sich hingegen in Spanien zur Verfügung der Justiz. Cristina wurde zuletzt aus Anlass der Erstkommunion der Kronprinzessin Leonor zu einem Familienfest mit dem Bruder in den Madrider Zarzuela-Palast eingeladen. Sie erschien jedoch nicht auf den offiziellen Fotos.