Für Kurzbesuch in Spanien : Juan Carlos I. kehrt nach zwei Jahren aus Exil zurück
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Spaniens ehemaliger König Juan Carlos während eines Stierkampfes 2019 in Aranjuez Bild: AP
Der ehemalige König Spaniens war in seinem Land wegen Verdachts auf Korruption und Steuerhinterziehung in Ungnade gefallen. Nun kehrt er für einen Kurzbesuch zurück – die Spanier begegnen ihm mit gemischten Gefühlen.
Am Vormittag hob das Geschäftsflugzeug vom Typ Gulfstream G450 in Abu Dhabi ab. Nach knapp zwei Jahren kehrt Juan Carlos I. nach Spanien zurück. Der emeritierte Monarch landete am Donnerstag kurz nach 19 Uhr mit der unauffälligen Geschäftsmaschine jedoch nicht in der Hauptstadt Madrid, sondern in Vigo im Nordwesten Spanien. Vom kleinen Flughafen der Hafenstadt hatte er sich am 3. August heimlich davon gemacht, um seinem Sohn Felipe nicht mehr zur Last zu fallen.
In Spanien sind inzwischen alle Ermittlungsverfahren gegen Juan Carlos eingestellt, der auch einen Teil seiner Steuerschulden beglichen hat. Es ging um den Verdacht auf Korruption und Steuerhinterziehung. Trotzdem wird es nur ein Kurzbesuch in dem Land sein, dessen König er fast vier Jahrzehnte lang war.
Keine Übernachtung im Palast
Erst am Montag wird der 84 Jahre alte Monarch kurz vor seinem Rückflug an den Golf im Zarzuela-Palast in Madrid vorbeischauen, um seinen Sohn Felipe und seine Ehefrau Sofía zu treffen, die er seit seinem Aufbruch in sein freiwilliges Exil nicht mehr getroffen hatte.
Die regierende Linkskoalition hatte klargestellt, dass eine Übernachtung in dem Palast am Stadtrand von Madrid, in dem Juan Carlos viele Jahre zu Hause war, nicht in Frage komme: Es sei keine private Residenz, sondern der offizielle Sitz des spanischen Staatschefs. Ministerpräsident Pedro Sánchez und andere Regierungsmitglieder verlangen von Juan Carlos eine Entschuldigung für seine finanziellen und privaten Affären, bei denen er sich alles andere als vorbildlich erwiesen hatte.
Nur gegenüber seinem Sohn Felipe hatte Juan Carlos im März in einem Brief sein Fehlverhalten „von ganzem Herzen“ bedauert und angekündigt, dass er nicht wieder in Spanien leben werde, sondern seine Heimat nur noch ab und zu besuchen wolle. Viele Spanier empfanden seine Abreise an den Golf als eine Flucht, mit der er sich seiner Verantwortung vor der Justiz entziehen wolle. Nur seine Töchter Elena und Cristina und ihre Kinder besuchten ihn in seinem Luxusresort am Golf.
„Juan Carlos hat bereits alle Verdienste, die ihm das spanische Volk zuerkannt hat, zunichte gemacht. Der Monarch ist sich nicht bewusst, welchen Schaden er der Monarchie zufügt. Er kommt nach Spanien, aber nicht, um sich zu erklären oder zu entschuldigen“, sagte am Morgen im Sender Cadena Ser die bekannte Kolumnistin Àngels Barceló. Selbst die konservative Zeitung „El Mundo“ hielt ihm in einem Meinungsartikel mit der Überschrift „Don Juan Carlos, so nicht“ Realitätsverlust vor: Er habe „alles um sich herum in einen Zirkus verwandelt“.
Größter Aufmerksamkeit kann er sich sicher sein, sobald er im galizischen Badeort Sanxenxo an der Atlantikküste ankommt. Bürgermeister Telmo Martín freut sich auf ihn und kündigte an, ihm die „Zuneigung zu erweisen, die wir für ihn empfinden“. Der Yachthafen trägt dort seinen Namen. Nach Sanxenxo hatte sich Juan Carlos schon vor seinen Umzug nach Abu Dhabi immer häufiger ins Haus seines reichen Segelfreundes Pedro Campos geflüchtet; auch dieses Mal ist er dort zu Gast. Pedro Campos holte ihn selbst am Flughafen in Vigo ab. Am Freitag beginnt in Sanxenxo die Segel-Regatta der Sechs-Meter-Klasse, an der Juan Carlos selbst bis 2019 als Steuermann teilnahm.
Ob er sich selbst ans Steuerruder der „Bribón“ setzen wird, mit der er selbst die Weltmeisterschaft gewann, war noch nicht klar. Er könnte aber auf einem Begleitboot mitfahren. Juan Carlos sei fit, aber er habe seit fast drei Jahren nicht mehr trainiert, hieß es aus seiner Umgebung; 1972 war Juan Carlos bei den Olympischen Spielen in München angetreten. Obwohl es keine der wichtigsten Wettbewerbe ist, haben sich Hunderte Medienvertreter akkreditiert.
Im Juni steht an der galizischen Küste die nächste Regatta an. In Spanien wird nicht ausgeschlossen, dass Juan Carlos wieder dabei sein könnte – als eine weitere Etappe seiner schrittweisen Wiederannäherung an sein Land, in dem er sich jedoch vorerst nicht niederlassen wird. Seinen Sohn hatte der 84-Jährige jedoch schon wissen lassen, dass er „nicht in der Ferne sterben“ wolle.