Weniger als 59 Millionen : Italiens Einwohnerzahl schrumpft
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Kinder besuchen das Kolosseum in Rom (Symbolbild) Bild: dpa
Seit fast zehn Jahren ist die Zahl der Geburten in Italien rückläufig. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.
Der Bevölkerungsrückgang in Italien setzt sich ungebremst fort. Im Jahr 2022 gab es abermals einen Negativrekord bei den Geburten, während die Zahl der Todesfälle zunahm. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde ISTAT kamen im vergangenen Jahr im Belpaese 392.598 Kinder zur Welt.
Das waren 7651 beziehungsweise 1,9 Prozent weniger als 2021 – und so wenige wie noch nie seit dem Erlangen der nationalen Einheit durch die Schaffung des Königreichs Italien im Jahre 1861. Selbst während des Zweiten Weltkriegs kamen in Italien stets mehr Kinder zur Welt als in den vergangenen Jahren.
Die Zahl der Todesfälle bezifferte das ISTAT auf 713.499, das waren rund 12.000 mehr als 2021, jedoch etwa 27.000 weniger als im ersten Pandemiejahr 2020. In der Summe und ungeachtet der zunehmenden Migration schrumpfte Italien 2022 um rund 179.000 Einwohner, was einem Bevölkerungsrückgang von 0,3 Prozent entspricht.
Moderate Übersterblichkeit
Damit lebten Ende 2022 gut 58,85 Millionen Menschen im Land, womit eine weitere symbolträchtige Schwelle bei der Einwohnerzahl unterschritten wurde: jene von 59 Millionen. Seit Beginn der Pandemie hat Italien vor allem wegen des Geburtenrückgangs, weniger wegen der moderaten Übersterblichkeit fast eine Million Einwohner verloren.
Das entspricht etwa der Einwohnerzahl Neapels, der nach Rom und Mailand drittgrößten Stadt des Landes. Einen Lichtblick gab es bei der Zahl der Eheschließungen, die 2022 auf gut 187.000 stieg. Das waren 4,1 Prozent mehr als 2021, als wegen der Pandemierestriktionen viele Hochzeiten verschoben wurden. Doch sogar im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor den Einschränkungen wegen der Pandemie, kam es 2022 zu einem Plus von zwei Prozent bei den Eheschließungen.
Die Zahl der Geburten in Italien ist jedoch seit 2014 rückläufig. Vor einiger Zeit warnte ISTAT-Präsident Gian Carlo Blangiardo davor, dass sich die Einwohnerzahl Italiens in den kommenden Jahrzehnten nahezu halbieren könnte, sollte es nicht zu einer Trendumkehr kommen: „Wir sind ein Volk von potentiell 32 Millionen Einwohnern – mit allen Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, die Wirtschaftskraft und den Konsum.“
Binnen sieben Jahren ist die Bevölkerungszahl von knapp 61 Millionen auf jetzt weniger als 59 Millionen geschrumpft. Im jüngsten UN-Bevölkerungsbericht wurde ein Rückgang der Einwohnerzahl Italiens bis 2060 auf 36,9 Millionen prognostiziert.
Als Konsequenz des Geburtenrückgangs steigt das Durchschnittsalter der Italiener seit Jahren ebenfalls stetig an, auf jetzt rund 45,5 Jahre. Damit nimmt auch die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter ab. Durchschnittlich sind italienische Frauen inzwischen 31,6 Jahre alt, wenn sie ihr erstes und oftmals einziges Kind zur Welt bringen.