Autorin Jojo Moyes : „Ich fühle mich wie ein Rockstar“
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Sie ist ihren Lesern eine gute Freundin – und sie beantwortet jede Mail persönlich. Manche berühren sie so, sagt sie, dass sie weinen muss: Jojo Moyes beim Interview in Köln. Bild: Edgar Schoepal
Kaum jemand verkauft hierzulande mehr Bücher als die Britin Jojo Moyes. „Ein ganzes halbes Jahr“ war der erfolgreichste Roman des Jahres 2013. Im Interview spricht sie über ihren wundersamen Aufstieg, ihre sorgenvolle Vergangenheit und den Spagat zwischen dem Schreiben und ihrem kinderreichen Haushalt.
Jojo Moyes tritt aus dem Aufzug in die luftige Hotelhalle des Artotel Köln. „Jojo“, stellt sie sich vor und lächelt nett. Sie ist kleiner, als die Umschlagfotos ihrer Bücher ahnen lassen, und wirkt natürlich und sympathisch. Das ändert sich auch während des Interviews nicht, im Gegenteil, am Ende hat man das Gefühl, sich mit einer Freundin zum Kaffee getroffen zu haben.
Moyes ist 45, lebt im britischen Suffron Walden und ist mit einem Journalisten verheiratet. Ihre Tochter ist 16, ihre Söhne sind 13 und 9. Ihr Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ war 2013 der meistverkaufte Roman in Deutschland, auch „Eine Handvoll Worte“ (2013) und das gerade erschienene „Weit weg und ganz nah“ wurden Bestseller. Ihre Bücher lesen sich leicht und flüssig, sind einerseits typische „Frauenliteratur“, weil es immer um die Liebe geht, handeln aber andererseits auch von Themen, um welche die sogenannte chick lit einen Bogen macht: Behinderung, Armut, Selbstmord, Prekariat.
Schon mit acht schrieb Moyes lange Geschichten über Mädchen mit telepathischen Ponys in ihre Schulhefte, später studierte sie Soziologie, wurde Lokaljournalistin, arbeitete für die „South China Morning Post“ in Hongkong und wurde schließlich Reporterin beim „Independent“ in London, wo sie über den Tod von Lady Di und die Unruhen in Belfast berichtete. Als sie schwanger war, kündigte sie und zog mit ihrem Mann aufs Land.
Frau Moyes, als ich meinen Freundinnen erzählt habe, dass ich Sie treffen werde, waren zwei von denen richtig neidisch. Die wären gern mitgekommen.
Im deutschsprachigen Raum reagieren die Leute wie nirgendwo sonst. Der Hoteldirektor in Bern zum Beispiel ist extra in die Lobby gekommen, um mich zu begrüßen, er sagte: „Wir sind so froh, Sie hier zu haben.“ Und er hat mir ein ganz tolles Zimmer gegeben. Das ist unglaublich. Ich fühle mich hier wie ein Rockstar. Zu Hause in England, wo wir wohnen, ist das ganz anders. Die Leute kannten mich da schon, als ich noch völlig unbekannt war. Ich bin für die einfach das Mädchen, das über dem Friseurladen arbeitet. Keiner interessiert sich für mich.
Stört Sie das?
Nein. Ich mag es sehr, dass mich da keiner beachtet. Das ist das Tolle am Bücherschreiben. Selbst wenn Millionen dich lesen, kennen sie dich nicht.
In Deutschland sind Sie ein Shootingstar. Wie fühlt sich das an?
Ich liebe es. Ich habe vor „Ein ganzes halbes Jahr“ schon so viele Bücher geschrieben, die nicht erfolgreich waren, dass ich jetzt sehr dankbar bin. Ich empfinde das als extremes Glück und versuche, jeden Tag zu genießen.
Auf Twitter haben Sie geschrieben, dass Ihre Kinder eine Tischtennisplatte bekommen haben, quasi als Trost dafür, dass Sie jetzt auf Lesereise sind. Haben Sie ein schlechtes Gewissen, weil Sie nicht daheim sind?
Ja. In der Beziehung bin ich wohl wie jede berufstätige Mutter. Aber andererseits sind unsere Kinder alt genug, dass man es ihnen erklären kann. Mein Jüngster ist jetzt neun. Und ihr Vater ist zu Hause. Er arbeitet Teilzeit.
Weil Sie jetzt so viel Geld verdienen?