Autorin Jojo Moyes : „Ich fühle mich wie ein Rockstar“
- Aktualisiert am
Nein, das hat er schon immer gemacht. Unser Leben hat sich durch den Erfolg nicht geändert. Wir wohnen noch im gleichen Haus, die Kinder gehen auf die gleichen Schulen.
Hat sich gar nichts geändert?
Doch, eine Sache. Wir haben ein Apartment am Meer gekauft, wo wir die Wochenenden verbringen. Das ist toll. Und, ja, noch was: Ich mache mir weniger Sorgen. Ich habe lange Zeit gedacht, das Geld reicht nicht. Wir haben damals sogar eine Einliegerwohnung ausgebaut, damit wir im Notfall untervermieten können.
Wie sind Sie auf die Idee für „Weit weg und ganz nah“ gekommen?
Durch eine Freundin, die bei mir als Putzfrau arbeitet. Sie hat mir erzählt, dass eine Bekannte von mir, bei der sie ebenfalls putzt, ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, weil sie gerade telefonierte und nicht gestört werden wollte. Ich war schockiert, weil diese Frau, die telefoniert hat, eigentlich nett ist und ich nicht verstand, wie sie meine Freundin so respektlos behandeln konnte – bloß weil sie als Putzfrau arbeitet.
Hat Ihre Putzfrau „Weit weg und ganz nah“ gelesen?
O ja, und sie liebt es! Sie liebt es! Sie hat gesagt, dass es so schön normal ist. In vielen anderen Büchern ist die Protagonistin ja erfolgreich und hat ein schönes Leben. Das ist in „Weit weg und ganz nah“ ganz anders.
Sie sind ja auch eher arm aufgewachsen. Ihre Eltern waren Künstler und hatten kein Geld. Und jetzt sind Sie auf einmal reich. Ist das Ihr großes Lebensthema?
Nein, mein Thema ist Sicherheit, finanzielle Sicherheit. Der Rest ist mir egal. Es ist ein Privileg, vom Schreiben leben zu können. Ich habe drei Bücher geschrieben, bevor eins veröffentlicht wurde. Ich war damals, als ich keinen Verlag fand, so verzweifelt, dass ich alles getan hätte, um endlich meinen Namen auf einem Cover zu sehen. Und ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, dass ich mit dem Schreiben aufhören müsste, weil es mir nichts einbrachte. Als ich dann meiner Verlegerin - meiner alten Verlegerin (lacht) - erzählte, dass ich „Ein ganzes halbes Jahr“ schreiben wollte, wollte sie mir keinen Vertrag geben. Sie sagte: „Schreiben Sie mal, und dann sehen wir.“ Ich merkte, dass sie das Buch nicht wollte.
Wie haben Sie sich gefühlt?
Ich war verzweifelt. Auf dem Heimweg – wir wohnen 60 Kilometer nördlich von London auf einem Bauernhof – dachte ich: Was soll ich tun? Was könnte ich machen, außer zu schreiben? Und ich guckte aus dem Fenster und sah eine berittene Polizistin. Und ich dachte: Oh, ich könnte eine berittene Polizistin werden! Ich reite doch gern! Und dann dachte ich: So ein Quatsch. Ich will doch schreiben. Das ist das Einzige, was ich auf der Welt will. Es ist natürlich schön, sich keine Sorgen mehr um Geld machen zu müssen, aber noch schöner ist es, dass ich Schriftstellerin sein kann. Bei jedem neuen Vertrag, den ich unterschreibe, rechne ich mir aus, wie lange wir davon leben könnten und wie viele Geschichten ich in dieser Zeit schreiben könnte. Ich habe so viele blöde Jobs gehabt. Putzfrau, Nachtschichten in der Taxizentrale, Bardame. . . Und glauben Sie mir, Schriftstellerin ist besser. Viel besser.