Der Chief wehrt sich gegen das Schweigen
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„Sie sammelten uns ein wie Vieh“: Chief Dominique Rankin, hier 2014, erinnert sich. Bild: Shahrzad Ghaffari/Ethnologue-Art
Chief Rankin gehört zu den etwa 150.000 kanadischen Indigenen, Inuit und Mestizen, die von der Regierung in Internate gezwungen wurden. Langsam wird der Missbrauch von damals aufgearbeitet.
Die ersten Jahre seiner Kindheit müssen magisch gewesen sein. Dominique Rankin – oder Kapiteotak, wie der Indigene bei dem Stamm der Algonquin heißt – verbrachte sie in den Wäldern in Abitibi, einer entlegenen Region in der kanadischen Provinz Québec. Mit dem Stamm, seinen Eltern und 17 Geschwistern zog er durch die Wälder und lebte nach dem Rhythmus der Natur. Der Wald verhieß Freiheit. Die Freiheit, mit Mutter Erde, Tieren und Pflanzen in Einklang zu leben. Jedes Frühjahr streiften die Mitglieder des Nomadenstamms durch die Kiefern- und Tannenwälder, um nach verwaisten Bärenjungen zu suchen. „Es gehörte zu unseren Traditionen, jedes Jahr ein Junges aufzunehmen, es zu füttern und wachsen zu sehen“, erinnert sich Chief Rankin in einem Interview via Zoom. „Der Bär und wir wuchsen zusammen.“
Kurz nach dem siebten Geburtstag waren Tradition und Freiheit vorbei. Damals kamen Vertreter der kanadischen Regierung in den Wald, die ersten Weißen, die Rankin traf. Zusammen mit weiteren Kindern der Algonquin holten sie den Sohn des Stammesführers und Medizinmanns ab. „Sie kamen ohne Vorankündigung und sammelten uns ein wie Vieh“, sagt Chief Rankin. Es sollte sieben Jahre dauern, bis er wieder zurückkehrte.
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