Frankreich : Kandidatenkür im Bikini
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Ségolène Royal im Magazin Closer (ganz rechts) Bild:
Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal verzückt in einem türkisfarbenen Trend-Bikini derzeit die Franzosen. Denn Fotos von ihr erscheinen großformatig in der Boulevardpresse. Zufall? Ihre erotische Ausstrahlung könnte schließlich die Präsidentschaftswahl entscheiden.
Ein türkisfarbener Trend-Bikini verzückt derzeit die Franzosen. Und möglicherweise entscheidet das Kleidungsstück die Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr. Im Herbst dieses Jahres werden die Parteien in Frankreich ihre Kandidaten nominieren. „Investiture“ nennt man diesen Vorgang auf französisch. Wörtlich bedeutet das „Einkleidung“. Zur Zeit sieht es so aus, als könne man die Anwartschaft auf die Nachfolge des noch von Jacques Chirac bekleideten Amtes am besten im Bikini untermauern.
Jedenfalls, wenn man eine Figur hat wie Segolene Royal. Die 52 Jahre alte Abgeordnete des Departements Deux-Sevres, ehemalige Umwelt- sowie Familienministerin und Mutter von vier Kindern, macht sich Hoffnungen, für die Sozialisten ins Rennen zu gehen. Derzeit liegt sie in allen Umfragen vorn. Diese Position dürfte sie gefestigt haben, indem sie ihren straffen Körper am 1. August in besagtem türkisfarbenem Zweiteiler an der Cote d'Azur bräunte und dabei prompt von einem Fotografen erwischt wurde.
Mit Bikini im Closer
In der vergangenen Woche zierte dieses Foto das Cover des People-Magazins „Closer“. Neben Frau Royal sah man auf dem Titel unter der Überschrift „50 Stars am Strand“ die Moderatorin Claire Chazal (ohne Bikinioberteil), die wuchtbrummende Rapperin Diam's (im schwarzen Bikini) und den „Desperate Housewives“-Star Eva Longoria (bei Wasserspielen mit dem Basketballer Tony Parker). Im Heftinnern folgt eine Doppelseite, die Segolene Royal beim Herumplanschen mit einem Schaumstoffschlauch und mit ihrem Lebensgefährten Francois Hollande zeigt. Hollande ist Vorsitzender der sozialistischen Partei. Pikanterweise hegt er selbst Ambitionen auf das Präsidentenamt, liegt aber in allen Umfragen klar hinter der Frau zurück, mit der er seit ihrer gemeinsamen Studienzeit zusammenlebt. 1980 schlossen beide die Ecole Nationale d'Administration ab.
Segolene Royal und Francois Hollande ließen durch einen Freund der Familie verlauten, sie seien über die Paparazzi-Fotos nicht erfreut - aber das nahm ihnen niemand so recht ab. Es muß sogar bezweifelt werden, ob es sich überhaupt um Paparazzi-Fotos handelt. Denn die Bilder sind derart vorteilhaft, daß der Verdacht naheliegt, sie seien bestellt. Und das Editorial der „Closer“-Chefredakteurin Laurence Pieau liest sich, als wolle sich die Journalistin um eine Stelle als PR-Agentin bei Segolene Royal bewerben: Es gebe jene, die sich an der Cote d'Azur an privaten Stränden und auf Yachten vor St-Tropez vergnügten, dichtet Laurence Pieau, doch so eine sei Segolene Royal nicht. Bescheiden sonne sie sich an einem öffentlichen Strand und fahre mit der Familie Schlauchboot. Auch treibe sie Wassergymnastik, wie jede andere Frau, die sich um ihre Figur sorge. Und diese Figur, stellt Frau Pieau anerkennend fest, sei makellos. Kaum zu glauben, daß die Kandidatenkandidatin bald 53 Jahre alt werde.
„Sexieste Frau der Welt“
Im Text zur Fotostrecke mutmaßt der Autor Stephane Laurens, es seien wohl ihre aquagymnastischen Übungen, die dazu geführt hätten, daß das Männermagazin „FHM“ Segolene Royal zur „sexiesten Frau der Welt“ gewählt habe. Zwar stimmt das nicht ganz - obwohl Mme. Royal sogar Laetitia Casta (Platz 47) und Sophie Marceau (Platz 66) hinter sich ließ, wurde sie bei dieser Wahl nur sechste, es gewann das Wonderbra-Model Adriana Karembeu. Vermutlich stören Fakten die Leser von „Closer“ aber ebensowenig wie die Redakteure. Der Strandbericht ist jedenfalls ein Musterbeispiel jenes Trends, den man in Frankreich unter dem Schlagwort „peopolisation“ diskutiert.