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Extremsportler : Kurt Searvogel radelt so weit wie niemand zuvor

Als der Hintern schmerzte: Searvogel auf dem Liegerad Bild: Imago

365 Tagen hat der Amerikaner Kurt Searvogel im Sattel gesessen. Sein Ziel war es, den Rekord von Tommy Godwin einzustellen. Der hat den Jahresrekord im Dauerradeln gehalten – mit 120.805 Kilometern. Bis jetzt.

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          Zwei Tage noch. Zwei Tage Rad fahren, das klingt machbar, eigentlich. Nur hat Kurt Searvogel eben schon 363 Tage Radfahren hinter sich. Tage, in denen er nicht etwa mit dem Rad kurz zur Arbeit gefahren ist. Sondern im Durchschnitt mehr als 330 Kilometer bewältigt hat. Eine Strecke wie von Frankfurt nach München. Jeden Tag.

          Bernd Steinle
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          Der Grund: Searvogel, ein 53 Jahre alter amerikanischer Softwareunternehmer, wollte so viele Kilometer im Jahr auf dem Rad schaffen wie kein Mensch zuvor. Der Rekord stand bisher bei 120.805 Kilometern, aufgestellt hat ihn Tommy Godwin, ein Brite – 1939, im Jahr, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Godwin radelte damals durch England, sommers wie winters, auch bei Schnee und Eis, in schwerer Wollkleidung, die sich mit Nässe vollsog. Am Montag nun hat Searvogel Godwins Marke übertroffen. Da erreichte der Amerikaner 120.807 Kilometer – und bis Samstag sammelt er fleißig weiter. Zum Vergleich: Die Tour de France 2016 führt über 3519 Kilometer.

          Searvogel, der zuvor unter anderem das knapp 5000 Kilometer lange Race Across America bewältigt hatte, macht kein Geheimnis daraus, dass für ihn nur der Rekord zählte. Er suchte sich seine Strecken danach aus, wo gerade Rückenwind herrschte, er hatte oft andere Rennradfahrer um sich, die ihm Windschatten gaben, er vermied Städte, weniger wegen des Verkehrs als wegen der Ampeln – Anhalten ist tödlich für die Bilanz. Wenn es nötig war, fuhr er auch mal den ganzen Tag die gleiche Zehn-Kilometer-Strecke hin und her, bis zu 24 Mal. Searvogel ließ sich weder durch Stürze, Unfälle oder Viruserkrankungen aufhalten, und als er sich einen gewaltigen Abszess am Gesäß eingehandelt hatte, fuhr er eben auf dem Liegerad weiter. Im Oktober heiratete er Alicia Snyder, seine Begleiterin, Helferin, Managerin, Antreiberin – und zwar im Radtrikot. Auch das hielt ihn nicht groß auf: Am Hochzeitstag schaffte er immerhin noch 280 Kilometer.

          Essen, Radeln, Planen, Schlafen – so sahen Searvogels Tage ein Jahr lang aus. Die Monotonie, die zehn bis 14 Stunden im Sattel, das war der Preis für den Rekord. Wie lange der bestehen wird, ist trotzdem offen: Die nächsten Rekordaspiranten sind schon unterwegs – wie der Brite Steve Abraham oder der Neuseeländer Bruce Berkeley.

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