Deutscher Adel : Was macht der Prinz heute?
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Das Pendeln zwischen London und Hannover könnte man auch als Schwanken deuten zwischen einer bürgerlichen Existenz in der Metropole London, wo Ernst August im Stadion des FC Fulham unerkannt seinem ewig erfolglosen Lieblingsverein huldigen kann, und dem Leben als Erbprinz im beschaulichen Südniedersachsen, wo als einziges Spektakel weit und breit vornehmlich er selbst in Frage käme. Ganz frei in seiner Entscheidung darüber, wie er die Schwerpunkte in seinem Leben setzt, ist der junge Welfe dabei nicht. Die finanziellen Zwänge, unter denen die Familie steht, sind groß. Der Unterhalt der Marienburg geht mächtig ins Geld, wie die Welfen hervorzuheben nicht müde werden. „Jeder verbindet so ein Schloss mit viel, viel Geld. Kaum einer spricht von der finanziellen Belastung. Vor einiger Zeit ist hier simultan alles kaputtgegangen“, klagt der Erbprinz. „Andere Schlossbesitzer haben mich gewarnt.“ Allein die Heizkosten eines solchen Gemäuers. Auch heute bläst die Heizung hilflos und laut gegen die fröstelnde Kälte in den meisten Räumen an. Bei der Marienburg kommt erschwerend hinzu, dass an umbauter Fläche wahrlich kein Mangel besteht, sich diese aber auf eine Vielzahl kleiner, schwer nutzbarer Räume verteilt.
Nicht die gewünschte Lösung
Seit Jahren sind die Welfen auf der Suche nach Möglichkeiten, dennoch Erträge mit der Marienburg zu erwirtschaften. 2014, im Jahr des 300-jährigen Jubiläums der welfischen Personalunion, zog die Ausstellung über die einst engen Bande zwischen Hannover und Britannien Scharen von Besuchern auf das Schloss. Im vergangenen Jahr gingen die Zahlen wieder zurück. „2015 war wieder so ein Jahr, muss ich offen gestehen, wo wir uns wieder selbst nicht tragen konnten“, sagt der Erbprinz. Die Einnahmen aus Ausstellungen, Gastronomie und Events hätten nicht ausgereicht, um den Unterhalt des Schlosses zu finanzieren. Von einer Tourismusberatungsgesellschaft lässt der Erbprinz derzeit ein neues Nutzungskonzept erarbeiten. Es könnte der letzte Versuch der Welfen mit der Marienburg sein. Greifen die neuen Ideen nicht, würde die nächste Maxime lauten: Das Schloss schließen, die Kosten minimieren.
Es wäre nicht die Lösung, die sich der Erbprinz wünscht. Vor zwei Jahren, als der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil auf der Marienburg zu Gast war, präsentierte der Erbprinz seine Vision der Marienburg als eines „offenen und lebendigen Schlosses, das Menschen dazu einlädt, hannoverische Kunst, Kultur und vor allem Geschichte zu erleben“. Im Gegenzug schien der SPD-Politiker durchaus zu würdigen, dass sich die Welfen, die über Jahre wenig Verantwortungsbewusstsein an den Tag gelegt hatten, in Person des Erbprinzen nun tatsächlich um die Pflege und die Aufrechterhaltung ihres Erbes kümmern. Weils Bezugnahme auf das „gefestigte Republikanertum“ in Niedersachsen war indes auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass sich die Landesregierung bei der Verwendung von Steuergeldern zugunsten welfischer Besitzungen eher zurückhalten möchte.