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Beginn der Sommerzeit : Drei Viertel wollen Ende der Zeitumstellung

Die Mehrheit wünscht sich mehr Sonnenlicht im Feierabend: In Hannover beobachtet ein Paar den Sonnenuntergang auf dem Kronsberg. Bild: dpa

In der Nacht auf Sonntag wird die Uhr um eine Stunde nach vorne gedreht. Umfragen zeigen, dass viele Deutsche an den folgenden Tagen über Schlafbeschwerden klagen – und eine große Mehrheit das Ende der Zeitumstellung herbeisehnt.

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          „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“ Wenn am Montag eine neue Ar­beitswoche beginnt und am Morgen der Wecker klingelt, dürften sich noch deutlich mehr Menschen als sonst diese Frage stellen. Denn wie jedes Jahr werden am letzten Sonntag im März nachts um zwei Uhr die Zeiger um eine Stunde nach vorne gedreht, die Sommerzeit beginnt. Das bringt bei vielen den Schlafrhythmus gehörig durcheinander.

          Miguel de la Riva
          Volontär

          In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Krankenkasse DAK gaben 85 Prozent der Befragten an, sich nach der Umstellung auf die Sommerzeit „müde oder schlapp“ zu fühlen. 63 Prozent sprachen sogar davon, „Einschlafprobleme oder Schlafstörungen“ zu bekommen. Wie die von Forsa durchgeführte repräsentative Umfrage zeigt, können die Folgen durchaus langanhaltend und schwerwiegend sein: Bei knapp der Hälfte der Befragten hielten die Symptome eine Woche an, bei einem Viertel sogar einen Monat. Und jeder Vierte gibt an, infolge der Umstellung der Uhren bereits gesundheitliche Probleme gehabt zu haben.

          Da erscheint es wenig überraschend, dass sich die Zeitumstellung keiner großen Beliebtheit erfreut. In der DAK-Umfrage wünschten sich gut drei Viertel der Befragten ihre Abschaffung. Eine knappe Mehrheit, getragen vor allem von Erwerbstätigen, sprach sich dabei für die dauerhafte Beibehaltung der Sommerzeit aus, damit es im Feierabend länger hell bleibt.

          Nirgendwo so umstritten wie in Deutschland

          Eigentlich hatte das die EU auch bereits so vorgesehen: Im September 2018 schlug die Kommission vor, die saisonalen Zeit­umstellungen zu beenden, nachdem bei einer Onlinebefragung unter 4,6 Millionen EU-Bürgern mehr als 84 Prozent für deren Abschaffung votiert hatten. Im März 2019 folgte dieser Einschätzung auch das EU-Parlament. Das Votum wurde bislang nicht umgesetzt, weil sich die EU-Regierungen im Europäischen Rat noch auf kein ge­meinsames Vorgehen einigen konnten. Man wolle verhindern, dass in Europa ein Flickenteppich unterschiedlicher Zeit­zonen entstehe, der im grenzüberschreitenden Verkehr und Wirtschaften zu Schwierigkeiten führen könne.

          Das könnte auch daran liegen, dass die Zeitumstellung nirgendwo sonst auf so viel Ablehnung stößt wie hierzulande. Wie eine neue Yougov-Umfrage zeigt, ist das Meinungsbild in Europa nicht einheitlich. Wie die DAK ermittelte das Meinungs­forschungs­institut für Deutschland eine Ablehnungsquote von 75 Prozent. Dieser Haltung schlossen sich mit einigem Ab­stand die Bürger in Schweden (58 Prozent), Dänemark (56 Prozent) und Frankreich (49 Prozent) an. In Großbritannien (56 Prozent), Spanien (46 Prozent) und Italien (45 Prozent) befürworteten die Bür­ger dagegen überwiegend die Bei­behaltung der Zeitumstellung.

          In Deutschland wurde die Umstellung zunächst vorübergehend während der Zeit der beiden Weltkriege von 1916 bis 1919 und von 1940 bis 1949 eingeführt. Ziel waren dabei Energieeinsparungen – ein Motiv, das auch nach der Ölkrise 1978 wichtig wurde und 1980 zur Wiedereinführung der Sommerzeit führte, die seit 1996 EU-weit gilt. Ob und in welchem Ausmaß diese Einsparwirkung heute noch erzielt wird, ist unter Experten umstritten.

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