Schönes blondes Haar : Mr. Trump, bleiben Sie sich treu!
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Engelshaar von der Seite: Donald Trump Bild: AP
Unser Autor hat ihn mehrmals zu kontaktieren versucht. Ohne Erfolg. Dabei wollte er den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten nur warnen: Alles, aber bloß nicht die berühmte Frisur ändern.
Eines der großen Kunstwerke der Menschheit ist in Gefahr. Die Frisur von Donald Trump. Neulich hat der amerikanische Präsidentschaftskandidat einer Zeitung erklärt, im Falle eines Wahlsieges werde er die Haare einfach zurückkämmen. Wie ein gewöhnlicher Banker! Und jetzt, im Wahlkampf, trägt er immer öfter eine rote Baseballkappe! Auf dieser wird zwar versichert, dass er Amerika wieder groß machen werde. Doch verdeckt die Mütze auch seine engelsgleichen Locken. Ist das der Anfang vom Ende eines Markenzeichens?
Ich werde das nicht zulassen. Diese Frisur ist einzigartig, kein Mensch sonst sieht so aus. Seit Stunden schon versuche ich, Trump zu erreichen. Aber er antwortet nicht. Vielleicht hat er ja gute Gründe, dass er daran denkt, sich von seiner Frisur zu verabschieden. Die nationale Sicherheit? Der Pflegeaufwand, der zu wenig Zeit lässt für den Wahlkampf?
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Mehr erfahrenEin Anruf bei Tobias Tröndle, Promifriseur aus Frankfurt. Er hat in den 2000er Jahren bei Frédérick Fekkai gearbeitet, dem Coiffeur New Yorks, auf der Fifth Avenue in Manhattan. Gerüchteweise hat sich Trump die Haare von Fekkai schneiden lassen. Näher kommen wir Trumps Tolle echt nicht. Herr Tröndle, was würden Sie denn machen, wenn Trump heute in Ihren Salon käme? Ein Schweigen in der Leitung. „Ganz prekäre Frage“, sagt er. „Man sieht den Haarzustand ja nicht.“
Meerschweinchen, Wischmopp, Hamster?
Das ist schon mal das Erste. Donald Trumps Frisur verwirrt selbst Friseure. Sie ist geheimnisvoll. Jeder sieht darin etwas anderes. In Amerika sind Trump-Frisur-Vergleiche Nationalsport: Meerschweinchen, Wischmopp, Hamster.
Gleichzeitig aber, sagt Tröndle, ist Trumps Frisur ja doch eine Frisur der Macht. Da ist der Scheitel. Klare Linien suggerieren Härte, gepflegte Strenge, Haltung. Andererseits, Trump hat einen Scheitel, ja, aber alles wächst raus, die Konturen verwischen. Tröndle mutmaßt: Trump ist dadurch vom Gegenüber schwerer einzuschätzen.
Das ist aber noch nicht alles. Die „New York Times“ hat angemerkt, man überlasse die „elaborierte Struktur“ dieses Haarstils besser Architekten oder Ingenieuren. Anruf also bei Professor Mike Schlaich, einem der führenden Bauingenieure Deutschlands. Schlaich hat den Porsche-Pavillon in Wolfsburg mitgebaut, ein Gebäude, dessen Vordach genauso aussieht wie Trumps Haare. Schlaich sagt auf die Frage, wie man die Frisur Trumps statisch fassen könne: „Sie ist ein Kragarm.“ Eine Art Balken, der auf einer Seite fixiert wird. Aber wie hält so was? Schlaich erklärt: Auf den Trumpschen Kragarm wirken zwei Lasten. Von oben drücken das Eigengewicht oder der Regen. Von unten lauert der Wind. Ein stabiler Kragarm muss relativ dick sein. Das geht, indem man viele Haare miteinander verklebt.
Müssen wir uns keine Sorgen um Trumps Haare machen, jetzt, wo er viel unterwegs ist und sich den Elementen aussetzt? „Nein“, sagt Schlaich. „Aus statischer Sicht könnte er Präsident werden.“
Föhnt er sich gerade?
Erleichterung. Donald Trump kann seine Haare behalten. Ich muss ihm das mitteilen. Und ich muss wissen, ob er es ernst meint mit der neuen Frisur. Über Twitter frage ich: „Lieber Herr Trump, ich bin ein deutscher Journalist von der F.A.Z. und würde Sie wahnsinnig gerne etwas fragen. Über Ihre Haare.“ Nichts passiert. Schläft er noch (in New York ist es morgens)? Föhnt er sich gerade?
Um 11 Uhr Ortszeit postet Trump die jüngste Ausgabe des Magazins „Time“; auf dem Cover: Trump. Es ist ein wunderbares Foto, seine Haare nehmen die ganze obere Hälfte ein. Auf meine Anfrage aber: noch immer keine Reaktion.
Nach einer Weile denke ich: Möglicherweise will er einfach die Frage hören. Also frage ich: „Mr. Trump, Sie sagten, Sie würden als Präsident Ihre Frisur ändern. Denken Sie ernsthaft, dass die Zukunft der Vereinigten Staaten wichtiger ist als die Zukunft Ihrer Frisur?“ Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Was macht Trump? Vermutlich sitzt er gerade in einem Helikopter und fliegt über Weizenfelder. Die Luft ist trocken, die Frisur bombenfest. Einfach zurückkämmen? Ist es das wert? Für eine lausige Präsidentschaft? Trump antwortet nicht.
Am nächsten Tag noch ein Versuch: „Guten Morgen, Mr. Trump, gut geschlafen?“ An diesem Tag hat er einen Auftritt im Süden, vielleicht ist er so zu knacken: „Werden Sie Ihre Mütze heute in Alabama tragen, Mr. Trump? Das sollten Sie nämlich nicht. Sie bedeckt zu viel von Ihrem Haar.“ Ich warte. Und werde emotional. „Ich sorge mich um Sie, Mr. Trump.“ Keine Reaktion. „Ich meine es ernst. I worry.“ Dazu poste ich das Bild eines rosa Einhorns, das traurig schaut.
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Nur mal kurz Amerika retten
Immer noch nichts. Hm. Das ist nicht der Donald Trump, der immer sagt, man müsse sich selbst treu sein. Ist das schon das erste Zeichen für den Einfluss der kleptokratischen Eliten Washingtons? Verdirbt ihn die Macht schon jetzt? „Don’t let the establishment change you, Mr. Trump!“, schreibe ich. „Don’t let it change the way you wear your hair!“ Was soll aus ihm werden, wenn er die Haare ändert? Ein Präsident, der seine Frisur verrät, verrät auch seine Wähler, oder?
Ich gebe auf. Vermutlich hat er zu viel zu tun. Das ist okay, er muss Amerika retten. Ich schreibe ihm, dass er nicht antworten müsse. „Geben Sie mir einfach ein Zeichen. Heute Abend, in Alabama. Tragen Sie diese Mütze nicht.“
Doch als Trump am Freitagabend auf die Bühne eines Stadions in Mobile, Alabama, tritt, trägt er wieder die rote Baseballkappe. Sicher, das Event musste wegen des großen Andrangs in das Stadion verlegt werden, und am Ende kamen 30.000 Leute. Aber in das Stadion hätten 42.000 gepasst, Mr. Trump. 42.000. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.