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Film über Jonas Deichmann : Ein Triathlon um die Welt

„Das Schwimmen war viel härter als die anderen Disziplinen“, sagt Deichmann, hier zu sehen in der Adria. Bild: Foto Markus Weinberg

Von September 2020 bis November 2021 hat Jonas Deichmann die Welt umrundet – per Triathlon. Jetzt kommt ein Dokumentarfilm über das Abenteuer in die Kinos. Bei der Premiere gab es stehende Ovationen.

          6 Min.

          Charkiw, zweitgrößte Stadt der Ukraine. Bilder von zerstörten Häusern gehen einem durch den Kopf, von verzweifelten Menschen, von Wut, Trauer, Schmerz. Als Jonas Deichmann nach Charkiw kam, schien er in eine andere Stadt zu fahren, durch ein anderes Land. Einsame Dorfstraßen, stilles Alltagsleben, Straßenmusiker und immer wieder Neugierige, die wissen wollten, woher er kam, wohin er wollte, ob er Hilfe brauchte. Zwei Wochen verbrachte Deichmann im März 2021 in Charkiw, er musste dort auf sein Visum für Russland warten. „Die Rad-Community hat mich aufgenommen, ich habe bei jemandem gewohnt, wurde zum Essen eingeladen, auf Radtouren mit­genommen“, sagt er. „Jetzt kämpft einer von ihnen, eine andere ist geflohen. Viele Gebäude sind einfach nicht mehr da.“

          Bernd Steinle
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          Die Ukraine war nur ein winziger Teil des Projekts, das Deichmann von Sep­tember 2020 bis November 2021 verfolgte: eines Triathlons um die Welt. 450 Kilo­meter Schwimmen, 21.000 Kilometer Radfahren, 5000 Kilometer Laufen. Ein Projekt, das heute, in Kriegstagen, wie aus fernen Zeiten wirkt, weil es ganz auf Internationalität gebaut ist, auf Offenheit, eine Verbundenheit über alle Grenzen. Das Symbol dafür ist die Route auf der Karte, ein Band, das rund um die Welt führt, das alle Länder und Menschen zu verknüpfen scheint. Deichmann hat in den 14 Monaten gewaltige körperliche Strapazen erlebt, aber auch viel Gastfreundschaft, Hilfs­bereitschaft, Herzlichkeit. Auch, das ist ihm wichtig, in Russland. In Tscheljabinsk arbeitete ein Mechaniker sieben Stunden lang an seinem Rad, Geld wollte er dafür nicht. Menschen luden ihn in ihr Heim, in ihre Familien, in ihre Sauna ein. Ein Hotelangestellter überließ dem ausgehungerten Gast sein eigenes Abendessen, weil alle Restaurants im Ort schon zu waren.

          Beim Laufen durch Mexiko war Jonas Deichmann 117 Tage am Stück unterwegs.
          Beim Laufen durch Mexiko war Jonas Deichmann 117 Tage am Stück unterwegs. : Bild: Foto Markus Weinberg

          „Ich war schon in mehr als 100 Ländern unterwegs“, sagt Deichmann, „in Iran, Sudan und anderen Staaten mit zweifelhaftem Ruf. Und überall habe ich unglaublich nette Leute getroffen.“ Deichmann hat ex­treme Ausdauer-Abenteuer bewältigt, er hält Rekorde für die drei schnellsten Kontinentaldurchquerungen mit dem Fahrrad, von Portugal nach Sibirien (14.000 Kilometer in 64 Tagen), von Alaska nach Feuerland (23.000 Kilometer in 97 Tagen), vom Nordkap nach Südafrika (18.000 Kilometer in 75 Tagen). Und wenn ihn all die Kilo­meter eines gelehrt haben, dann ist das: optimistisch zu sein. Den Triathlon um die Welt, die 120-fache Ironman-Distanz, bestritt er ohne festes Begleitfahrzeug, ohne Versorgung von außen. Beim Schwimmen zog er in einem wasserdichten Floß Nahrung, Schlafsack, Kleider hinter sich her. Beim Radfahren hatte er alles Nötige am Bike, beim Laufen zog er einen Anhänger mit, an der Hüfte befestigt. Zu essen gab es, was unterwegs kam, Haupt­sache, Kalorien. Wer so aus eigener Kraft um die Welt zieht, das macht der Dokumentarfilm „Das Limit bin nur ich“ über den Triathlon klar, der am Donnerstag in die Kinos kommt – der muss Optimist sein.

          Vor allem auf der Schwimmstrecke in der Adria, 450 Kilometer von Karlobag bis Dubrovnik (Kroatien), habe er sich oft außerhalb seiner Komfortzone bewegt, sagt Deichmann. „Das Schwimmen war viel härter als die anderen Disziplinen.“ Schwer berechenbare Strömungen, die Erfahrung, bei Dunkelheit Kilometer vor der Küste im offenen Meer unterwegs zu sein, die schwierige Versorgung, weil Orte und Läden oft in weiter Ferne von den Übernachtungsstellen an der Küste waren. Und da war die Monotonie, weil es anders als beim Radfahren und Laufen unterwegs außer Wasser wenig zu sehen gab.

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