Wie schwer wiegen die psychischen Folgen des Lockdowns?
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Der Lockdown macht viele Menschen einsam. (Symbolbild) Bild: dpa
In einem Instagram-Video fordert eine Fernsehmoderatorin mehr Rücksicht auf die psychischen Folgen des Lockdowns. Tatsächlich suchen mehr Menschen Hilfe bei Beratungsstellen – aber kann man das gegen andere Corona-Folgen aufrechnen?
Wie schlimm sind die Auswirkungen der Corona-Krise auf die menschliche Psyche? Wie schwer trifft der Lockdown Kinder, Alleinstehende, psychisch Kranke? Diese Fragen werden nun seit bald einem Jahr diskutiert. Anfangs konnten sie nur mit Vermutungen und Prognosen beantwortet werden, dann gab es erste, widersprüchliche Zahlen – etwa einen Anstieg der häuslichen Gewalttaten in Berlin um 30 Prozent, aber einen Rückgang in Nordrhein-Westfalen um 21 Prozent. Inzwischen gibt es immer mehr Zahlen, die eine eindeutige Sprache sprechen: Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist gestiegen, ebenso die Zahl der Anrufe bei Hilfs-Hotlines gegen Gewalt.
So gab es 23 Prozent mehr Fälle von Gewalt an Kindern in der Gewaltambulanz der Charité im ersten Halbjahr 2020 sowie 31 Prozent mehr Online-Beratungen beim Kinder- und Jugendtelefon der „Nummer gegen Kummer“ im Jahr 2020. Beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ stieg die Zahl der Anruferinnen im April 2020 um 20Prozent im Vergleich zum Vormonat und ist seither nicht mehr gesunken. Laut einer Umfrage unter Psychologen und Psychiatern nahm die Nachfrage nach Therapieplätzen im zweiten Lockdown um 45 Prozent zu. 82 Prozent von ihnen diagnostizieren häufiger Angststörungen als zuvor, 79 Prozent häufiger Depressionen, 68 Prozent häufiger Schlafstörungen.
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