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Am Boden: Boris Becker im Trailer der Apple-TV-Doku Bild: ATVPlusNews/Twitter

Zurück in Deutschland : Wie geht es weiter für Boris Becker?

Nach siebeneinhalb Monaten in Haft ist Boris Becker wieder ein freier Mann. Was bleibt, sind Schulden – aber viel Geld wartet schon. Darf er es auch behalten?

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          Es gibt ein paar Szenen aus dem Leben von Boris Becker, die sich ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt haben: Zunächst natürlich der Moment, in dem er 1985 im Alter von nur 17 Jahren auf dem englischen Rasen die Arme in die Luft reißt, um seinen Sieg als erster Deutscher und jüngster Tennisspieler überhaupt in Wimbledon zu feiern. Dann gibt es einen Moment 18 Jahre später: Becker tritt in einer RTL-Sendung auf, er trägt eine Schleife auf dem Kopf, an der rechts und links zwei Fliegenklatschen hängen. Die Szene von 2013 wurde zum Symbol für den traurigen Niedergang des einstigen Stars, der damals vor allem mit Geldproblemen und Frauengeschichten Schlagzeilen machte.

          Sebastian Eder
          Redakteur im Ressort „Gesellschaft & Stil“.

          Wie viel härter das Leben für Becker noch wurde, zeigt jetzt eine Szene, die vom Streamingdienst Apple TV veröffentlicht wurde: Becker sitzt mit rot geweinten Augen vor einer Kamera, seine Stimme klingt brüchig, er sagt: „Ich bin am Boden angekommen.“ Er werde aber nicht wegrennen, sondern die Strafe akzeptieren, die ihn erwarte. „Am Freitag weiß ich, was aus dem Rest meines Lebens wird.“

          Die Szene ist im April aufgenommen worden, zwei Tage, bevor Becker in London zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, weil er in einem Insolvenzverfahren Vermögenswerte in Höhe von fast drei Millionen Euro verschwiegen hatte. Wie jetzt bekannt wurde, wurde Becker damals von einem Kamerateam begleitet, das für Apple TV eine zweiteilige Dokumentation drehte. In einem Statement des Streamingdienstes heißt es, dass die Serie auf drei Jahre exklusivem Zugang zu Becker basiere, Regie habe der oscarprämierte amerikanische Dokumentarfilmer Alex Gibney geführt.

          Die Doku ziele darauf ab, „jeden Aspekt des Mannes zu erforschen, der nach dem Wimbledon-Gewinn im Alter von nur 17 Jahren zu einer Tennissensation wurde, 49 Titel in seiner Karriere gewann, darunter sechs Grand Slams und eine olympische Goldmedaille, und ein hochkarätiges, teilweise turbulentes Privatleben führte.“ Freunde und Familie von Becker sollen zu Wort kommen, außerdem Tennisspieler wie John McEnroe, Björn Borg und Novak Djokovic. Wann die Serie erscheint, ist noch nicht bekannt. Aber sie endet wohl mit dem Haftantritt von Becker.

          Fans des 55 Jahre alten gebürtigen Leimeners müssen aber nicht befürchten, dass über die Zeit danach nichts mehr bekannt wird. Medien berichteten bereits, dass Becker sich im Gefängnis Huntercombe in Oxfordshire einen Ruf als Yoga- und Fitnesslehrer sowie als Ernährungsberater aufgebaut habe. Vor allem steht aber offenbar schon das nächste Kamerateam bereit, um den Worten von Becker zu lauschen und vielleicht auch seine Tränen zu filmen. Boulevardmedien berichteten in dieser Woche, dass der Moderator Steven Gätjen zusammen mit Beckers Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro vor dem Gefängnis in Oxfordshire gesehen wurde. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll Becker vom Fernsehsender Sat.1 eine halbe Million Euro für „eine aufwendige Boris-Geschichte“ mit Exklusiv-Interview bekommen.

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