Island : Bauarbeiter müssen aufgebrachte Elfen besänftigen
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Eine Landschaft wie aus einem Fantasyroman: Island ist nicht ohne Grund die Insel der Mythen und Sagen. Bild: AP
Dass die Isländer einen Hang zur Mystik haben, ist seit langem bekannt. Immer wieder müssen Baustellen verlegt werden, um heiliges Elfenterritorium zu schützen. Jetzt sollen Bauarbeiter einen zugeschütteten Elfenfelsen wieder freilegen.
Straßenarbeiter in Island haben einen versehentlich zugeschütteten Felsen wieder freilegen müssen, um aufgebrachte Elfen zu besänftigen. Die mythischen Wesen hätten möglicherweise eine ganze Reihe von seltsamen Vorfällen bewirkt, nachdem ihr Elfenfels bei Straßenarbeiten im vergangenen Jahr verschwunden war, berichtete die Zeitung „Morgunbladit“ am Dienstag. Auf Anweisung des isländischen Straßenbauamts sei der Felsen in dieser Woche wieder freigelegt und sogar mit einem Hochdruckreiniger sauber gemacht worden.
Ein Angestellter der verantwortlichen Straßenbaufirma Bass, Sveinn Zophoniasson, berichtete der Zeitung von rätselhaften Geschehnissen nach dem Zuschütten des Felsens: Die Straße sei überflutet worden, ein Bauarbeiter sei verletzt worden, Maschinen hätten ihren Dienst versagt und ein Journalist sei beim Besuch der Baustelle in eine Matschgrube gefallen und habe gerettet werden müssen.
„An den Felsen hatten wir zuerst gar nicht gedacht“, sagte Zophoniasson. In den volkstümlichen Überlieferungen der Gegend gelte der Ort aber als geheiligtes Elfenterritorium.
Elfen gehören in Island fast zum Alltag. Obwohl auf der Insel rund 95 Prozent Christen leben, glaubt laut Umfragen rund die Hälfte der isländischen Bevölkerung an Fabelwesen. Etwa 90 Prozent der Isländer halten zumindest deren Existenz für möglich. Dieser weit verbreitete Glaube an Naturgeister könnte mit der späten Missionierung der Isländer, um das Jahr 1000, zu tun haben. Viele Menschen berichten auch von Begegnungen mit den mythischen Wesen.
Es wurden bereits mehrfach Baustellen verlegt, um ihre Ruhe nicht zu stören. Das Bauministerium von Island befragte in der Vergangenheit immer wieder eine Elfenkundlerin: Die inzwischen verstorbene Erla Stefánsdóttir war zuständig für „Huldofólk“, wie die Isländer die unsichtbaren Wesen nennen.
Sie behauptete, sie könne von Kindesbeinen an Kontakt mit Elfen aufnehmen. Sie erstellte eine Landkarte, auf der sie die Orte, an denen Elfen heimisch sein sollen, markierte. Ihr Veto sorgte bereits dafür, dass einige Baustellen verlegt wurden. Geplante Straßen mussten einen Bogen um angeblich von Elfen bewohnte Hügel machen, um die Naturgeister vor Bau- und Straßenlärm zu schützen.