„Du, wir haben wenig Geld“
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Definitionssache: Kaum einer in Deutschland ist arm, viele sind armutsgefährdet. Bild: Herschelmann, Kay
Jens Spahn findet, Hartz IV sei nicht gleichbedeutend mit Armut. Das mag plump klingen, rührt aber an eine wichtige Frage: Was bedeutet Armut für Betroffene in einem Sozialstaat? Eine Erkundung.
Wieder eine Woche Essener-Tafel-Taumel vorbei, und auf einmal gibt es zwei Deutschlands: das Jens-Spahn-Deutschland und das Deutschland des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Spahn, Gesundheitsminister und CDU-Politiker, hat gesagt: „Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut.“ Das empörte viele. Respektlos sei das, realitätsfremd. „Es gehört schon eine Menge Dreistigkeit dazu, mit einem Einkommen von mehreren Tausend im Monat zu erklären, mit 416 Euro hat man im Zweifelsfall, was man so braucht“, sagte zum Beispiel Ulrich Schneider, Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Der Verband hat schon 2013 vor einer Rekord-Armut gewarnt und es im Frühjahr 2017 „politisches Versagen“ genannt, dass Menschen in diesem reichen Land überhaupt zur Tafel gehen müssen.
Die Frage ist nun: In welcher Welt leben wir eigentlich? In der Jens-Spahn-Welt? Oder in der Welt des Wohlfahrtsverbandes? Ist Deutschland wirklich so hart zu seinen Armen? Und wer darf diese Fragen eigentlich beantworten?
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