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Jecken ehren Annalena Baerbock : „Ich wollte eigentlich als Leopard kommen“

Im Narrenkäfig: Annalena Baerbock wollte eigentlich als Leopard kommen, fürchtete aber, dann wochenlang keine Reisegenehmigung zu bekommen. Bild: dpa

Er gilt als höchste karnevalistische Ehrung: Außenministerin Annalena Baerbock nimmt in Aachen den Orden wider den tierischen Ernst entgegen – und bekommt den größten Applaus, als sie über ernste Themen spricht.

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          Karneval und Krise, wie soll das auf Dauer zusammengehen? Erst legte Corona zwei elendig lange Jahre so gut wie alles lahm, was das Jecksein erst ausmacht: Massenumzüge und Saalveranstaltungen, selbst den Straßenkarneval, weil Schunkeln, Bützen, gemeinsames Singen als Hochrisikodisziplinen galten. Und nun, da sich die Pandemie und damit die Aerosolgefahr davonzuschleichen scheint, ist es schon bald wieder ein Jahr her, dass Russland die Ukraine überfiel. Mitten in Europa führt ein skrupelloser Autokrat einen Vernichtungskrieg gegen ein Volk, das es wagte, die Freiheit nach westlichen Werten zu wählen. Kann man, darf man in solchen Zeiten lustig zusammen sein?

          Reiner Burger
          Politischer Korrespondent in Nordrhein-Westfalen.

          Die Narren vom Aachener Karnevalsverein (AKV) finden: jetzt erst recht und ganz bewusst, ohne die Krisen auszusparen. Ihren Orden wider den tierischen Ernst trugen sie deshalb Annalena Baerbock an. Die Bundesaußenministerin sei eine „moderne Ritterin im besten Sinne“. Sie sei humorvoll auf dem diplomatischen Parkett, hieß es im August in der Begründung. Besonders imponiert hat den Aachener Jecken, wie sie den plumpen Versuch des russischen Außenministers konterte, sie im Januar 2022 mit einem alkoholischen Härtetest bloßzustellen: „Wenn mittags Wodka trinken (ein) Härtetest ist – ich habe zwei Kinder geboren.“

          Strack-Zimmermann als böse Königin

          Riskant blieb der Plan gleichwohl, Baerbock zur Ritterin zu machen. Bis zuletzt mussten die Jecken fürchten, ein neuer Vorfall könnte die deutsche Chefdiplomatin zur Absage zwingen. Erst wenige Stunden vor der Festsitzung am Samstagabend ist klar: Die Außenministerin kommt. Bis sie im Narrenkäfig spricht, vergehen freilich mehr als drei Stunden. In so eine Festsitzung muss viel gepackt werden: Der Elferrat und andere jecke Formationen müssen einmarschieren, Preise vergeben werden, Tanzmariechen tanzen, regionale Karnevalsbarden das Publikum in Stimmung singen. Und weil die Sitzung besonders politisch sein soll, dürfen vor der Ordensübergabe an Baerbock viele andere Politiker in die Bütt. Was sich aber – anders als die Auswahl des ein oder anderen Profikomikers – als gute Entscheidung entpuppt.

          Böse Königin: Marie-Agnes Strack-Zimmermann
          Böse Königin: Marie-Agnes Strack-Zimmermann : Bild: dpa

          Die erste Entdeckung des Abends ist Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die selbstbewusste Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, die in den vergangenen Wochen den zögerlichen Kanzler Olaf Scholz (SPD) nicht nur in der Frage der Leopard-Panzer-Lieferungen für die Ukraine vor sich hertrieb, tritt als böse Königin aus „Schneewittchen“ mit einer feministischen Punk-Rock-Büttenrede auf. „Von Kopf bis Fuß formidabel, ohne Zweifel ministrabel, in jeder Talkshow ein Gewinn, weil ich die Allergeilste bin“, sagt die auch MASZ genannte FDP-Politikerin. Männer aller Couleur bekommen bei ihr so kräftig ihr Fett weg, wie das sonst nur beim Derblecken auf dem Nockherberg der Fall ist. Auch kostet es Strack-Zimmermann aus, als Frau so zotig sein zu können, wie es kein männlicher Büttenredner mehr sein dürfte. Die Ampelregierung beschreibt sie eingehend als „flotten Dreier“.

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