„Die Zeit ist immer dein Feind“
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„Der Job ist wirklich fordernd. Ich finde, dass dafür im Schnitt neun bis zehn Euro die Stunde zu wenig sind“, schrieb Bernd W. an das Subunternehmen von Amazon. Bild: dpa
Ohne Paketfahrer ginge in der Pandemie nichts, der Onlinehandel boomt. Was aber heißt das für die Zusteller? Zwei Fahrer berichten vom überfordernden Arbeitsalltag – und sprechen von Ausbeutung.
Als Bernd W. nach dem Frühjahrs-Lockdown als Paketfahrer anheuerte, war eine Mischung aus Nostalgie und Abenteuerlust im Spiel. Sein Kontostand las sich wie eine Ansage: Er brauchte Geld, und zwar bald, bis es wieder Aufträge geben würde für einen freiberuflichen IT-Trainer wie ihn. Warum die Krise nicht überbrücken?, dachte er. Sich einen einfachen Nebenjob suchen, mit Anfang 50, so wie einst, als Student, als er Kurierfahrer gewesen war?

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Eine Kleinanzeige im Internet, Anruf, Vorstellungsgespräch. Das Transportunternehmen besaß eine ordentliche Homepage, aber kein eigenes Büro. Weil die Besprechungsräume bei Amazon pandemiebedingt nicht zur Verfügung standen, hatte man einen Schreibtisch in eine Autowerkstatt gestellt. Nette, lässige junge Männer mit arabischen Vornamen und gutem Deutsch erklärten Bernd W.: Wir fahren auch für Amazon. Kurz darauf stellte sich heraus: Wir fahren nur für Amazon. Am Ende war klar: Wir sind ein Subunternehmen von Amazon.
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