
Albert Schweitzer : Ein Leben für Afrika
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Der Bedarf an guter Gesundheitsvorsorge wächst im Land. Und auch das Interesse an dem unzweifelhaft berühmtesten „Gabuner“ ist in seinem Jubiläumsjahr stetig größer geworden. Schweitzer, 1875 im damals noch deutschen Elsass geboren, fand wunschgemäß an der Seite seiner Frau seine letzte Ruhestätte in Westafrika. Bis heute glauben die Menschen in Lambaréné, dass der „weiße Mann“, den sie ehrfürchtig „Nganga“ nennen, nachts an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt. Ein Nganga hat überirdische Kräfte, ist eine Art Geistheiler, der auch aus der Ferne Gutes tun kann. Tatsächlich kann Albert Schweitzer als einer der ersten Ärzte ohne Grenzen gelten, der Medizin, im europäischen Sinne, nach Französisch-Äquatorialafrika, dem heutigen Gabun, brachte. Vor 100 Jahren, im April 1913, behandelten Schweitzer und seine Frau Helene erstmals Patienten im Hühnerstall der schon existierenden französischen Missionsstation Andende, nach der heute ein Stadtteil der Provinzhauptstadt Lambaréné benannt ist. Für die Menschen wirkten die beiden tatsächlich Wunder, was sich schnell herumsprach. Die Patientenzahlen stiegen, bis zum Ende des Jahres wurde schon eine erste Wellblechbaracke als Krankenhaus errichtet.
Urwaldhospital nach eigenen Wünschen gestalten
Drei Mal musste Albert Schweitzer danach ganz von vorne beginnen. Als Deutscher wurde er im Ersten Weltkrieg in der französischen Kolonie festgenommen und 1917 nach Europa gebracht. Erst 1924 hatte er, als Elsässer war er 1918 zum Franzosen geworden, genügend Geld beisammen, um ein zweites Mal nach Westafrika aufbrechen zu können. In kurzer Zeit baute er das kleine Spital wieder auf und verließ es 1927 ein weiteres Mal - aus Platzgründen, aber auch um dem Einfluss der Pariser Missionsgesellschaft zu entkommen. Der inzwischen Zweiundfünfzigjährige zog drei Kilometer flussabwärts und fand seine endgültige Bleibe auf einem Hügel direkt am Fluss Ogooué. Nun erst konnte er sein Urwaldhospital nach seinen Wünschen gestalten.
Unweit der dort nach und nach entstandenen Spitalgebäude errichtet die Regierung von Gabun derzeit ein Universitätsgelände mit Wohnungen für Studenten und Professoren. Mit Gästen aus aller Welt und an der Seite von einigen Mitgliedern der Schweitzer-Familie, neben Enkelin Christiane Engel ist unter anderen auch Großneffe Louis Schweitzer nach Gabun gekommen, konnte am Wochenende das neue Regionalkrankenhaus Georges Rawiri, benannt nach einem in Lambaréné geborenen Politiker und Dichter, eröffnet werden. Campus, Universität und das Regionalkrankenhaus werden unabhängig von dem eigentlichen Nachlass Albert Schweitzers geführt, die vier Institutionen arbeiten allerdings zusammen.
Präsident Ali Bongo will mit seinen Initiativen zum Vorbild Afrikas werden. Das scheint in einem Land, das um einiges größer ist als die alte Bundesrepublik Deutschland war, aber nur etwa so viele Einwohner wie die Stadt München hat, kein Problem zu sein. Zudem besteht Gabun, dessen Staatshaushalt sich zu 50 Prozent aus Öleinnahmen finanziert, zu Dreiviertel aus weitgehend unberührtem Regenwald, der so gut wie nicht besiedelt ist. Trotzdem ist ein Teil der Bevölkerung, die zu fast 90 Prozent in städtischen Gebieten lebt, nur schwer zu erreichen.
Vieles lag zudem im Argen, als der Sohn des mehr als 30 Jahre regierenden Omar Bongo 2009 zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Der 54 Jahre alte Ali Bongo will nun allerdings seinem Volk und Land offenbar Gutes tun. So nimmt die nachhaltige Entwicklung Gabuns in seiner Politik einen wichtigen Platz ein. Elf Prozent des Staatsgebietes sind inzwischen als Nationalparks ausgewiesen, die Jagd auf gefährdete Tierarten ist verboten und wird verfolgt (Wilderer gibt es trotzdem genügend), die Abholzung der Wälder ist staatlich sanktioniert, Brandrodung kennen die Gabuner eigentlich nicht. Zudem gehört das Land zu den wenigen afrikanischen Staaten, das 2011 einen nationalen Klimaschutzplan erarbeitet hat.