„Adults-only“-Restaurant : Sollen Kinder wirklich draußen bleiben?
- Aktualisiert am
Rudolf Markl, Wirt auf Rügen, will künftig abends keine Kinder mehr in sein Restaurant lassen. Bild: dpa
Ein Wirt auf Rügen hat sein Lokal abends zur kinderfreien Zone erklärt. Unsinn oder willkommene Ruhe? Julia Anton und Martin Benninghoff sind da geteilter Meinung.
Kinder nerven. Kinder sind toll. Kinder erfreuen mit ihrer Lautstärke. Kinder sind zu laut. Man könnte auch sagen: Es kommt auf die Situation an und den Ort. Und für manche Leute, die in Ruhe in einem Restaurant sitzen wollen, sind Kinder – vor allem schlecht erzogene Kinder – nur noch ein Dorn im Auge. Ein Gastronom auf der Urlauberinsel Rügen zieht daraus Konsequenzen und sperrt Kinder ab 17 Uhr künftig aus. Eine gute Idee? Vielleicht mit Modellcharakter für andere Branchen?
Ja! Ruhe ist auch Service!
Von Julia Anton
Ich mag Kinder. Trotzdem fahre ich nächste Woche in ein Erwachsenenhotel. Denn Kinder sind laut, und das ist auch in Ordnung. Aber wenn ich im Urlaub am Strand liege, dann darf es eben auch mal ruhig sein. Ich will die Augen zumachen und das Meeresrauschen hören, ohne lautes Gebrüll nach Mama und Papa. Beim Abendessen will ich mich mit meinem Partner unterhalten, ohne hören zu müssen, wie Eltern sich am Nebentisch mit ihrem Kind streiten, weil es sein Gemüse nicht aufessen will.
Wie der Wirt von „Omas Küche“ auch sagt, sind die Eltern oft noch nerviger, als die Kinder selbst: Entweder, weil sie gar nichts tun, oder weil sie ihre Kinder – die natürlich trotzdem machen, was sie wollen – permanent anschnauzen. Neulich lag ich am See in der Nähe einer Familie mit vier Kindern. Noch lauter als die schon ziemlich laut spielenden Jungen und Mädchen war die Mutter, die ihren Nachwuchs alle fünf Minuten anherrschte: Spiel leiser, lauf nicht mit den Schuhen über die Decke, du tropfst mit deinem Eis! Entspannen war da eher schwierig.
Warum schließt man also nicht diese Eltern aus, statt der Kinder, die ja nichts für diese können? Weil das genauso gut funktionieren würde wie das minütliche Ermahnen, nämlich gar nicht. Keine dieser Mütter oder der Väter, die allen anderen auf die Nerven gehen, würden ein solches Schild lesen und sich angesprochen fühlen. Denn die meisten Eltern lassen sich nur ungern in ihre Erziehungsmethoden reinreden. Das ist auch ihr gutes Recht.
Genauso ist es auch das gute Recht eines Wirts, den anderen Gästen mal einen besonderen Service anzubieten, nämlich Ruhe. Natürlich ist das nicht besonders familienfreundlich, aber das behauptet auch niemand. Für einen eigenen Kinder- und Familienbereich ist aber nicht in jedem Lokal Platz. Mit der kinderfreien Zone hingegen schafft Markl sich dafür einen Mehrwert für manche Besucher. Wer das nicht gut findet, muss dort ja auch nicht hingehen. Liest man sich Beiträge zur Debatte durch, scheint Markls Idee mehr Anklang als Ablehnung zu finden, sowohl unter Kinderlosen als auch unter Eltern.
Natürlich kann jetzt nicht jedes Lokal Familien aussperren, sollte sich zeigen, dass „Omas Küche“ mit dieser Strategie Erfolg hat. Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn es ausreichend Alternativen für Familien in der Umgebung gibt, wo diese vielleicht sogar besonders gern gesehen sind und sich die Kleinen die Zeit bis zum Essen in einer Spieleecke vertreiben können. Die gibt es, genauso wie Hotels, die auf Familien spezialisiert sind. Die findet ja auch niemand seltsam. Was ist also falsch daran, auch für kinderlose Paare oder Freunde ein besonderes Angebot zu haben?
Solange sich für jeden etwas Geeignetes findet, ist doch nichts gegen den ein oder anderen kinderfreien Bereich einzuwenden: Die einen haben ihre Ruhe, die Kinder können spielen und ihre Eltern sind nicht ständig den genervten Blicken anderer ausgesetzt – zumindest mal für ein Abendessen oder einen Urlaub.
Nein! Das ist schlichtweg nur kinderfeindlich!
Von Martin Benninghoff